Zanubrutinib (Brukinsa®) sei ein moderner BTK-Inhibitor, der sich durch eine hohe Selektivität gegenüber seiner Zielstruktur, einer überlegenen Pharmakokinetik und limitierten Off-Target-Effekten auszeichne, berichtete Dr. Jens Kisro, Lübeck. Dies beträfe auch und gerade kardiale Nebenwirkungen. So sei etwa Vorhofflimmern unter der Medikation nicht häufiger als in der Normalbevölkerung. „Wir sind in der Basalrate des Vorhofflimmerns“, sagte Kisro.
Dass Zanubrutinib als erster BTK-Inhibitor beim rezidivierten/refraktären (r/r) MZL zugelassen ist, ist aus Sicht von Prof. Mathias J. Rummel, Gießen, „eine gute Botschaft“. Besonders beeindruckt hätten ihn die Ergebnisse der Zulassungsstudie MAGNOLIA [1]. Hier war Zanubrutinib bei Erkrankten mit r/r MZL evaluiert worden, darunter auch ältere (medianes Alter 70 Jahre) und schwer vorbehandelte Patient:innen. 34 % der Studienteilnehmer:innen erhielten im Median 2 Vortherapien und 88,2 % eine Rituximab-basierte Chemotherapie. Nach einem medianen Follow-up von 15,7 Monaten wurde eine Gesamtansprechrate von 68,2 % erreicht, mit 25,8 % kompletten Remissionen (CR) – nach Rummels Ansicht „sehr gute Daten“. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) und die mediane Ansprechdauer (DOR) seien noch nicht erreicht – dies bei einer 15-Monats-PFS-Rate von 82,5 %. Alle MZL-Subgruppen, auch Hochrisikoerkrankte, profitierten von der Therapie, so Rummel.
Gute Daten auch für die CLL
Auch bei der CLL liegen gute Daten für Zanubrutunib vor, die den allgemeinen Trend „weg von der Chemoimmuntherapie, auch im Rezidiv“ unterstützen, betonte Dr. Ingo Schwaner, Berlin. Dabei habe Zanubrutinib seine Effektivität auch im Vergleich zu Ibrutinib gezeigt. In einer Zwischenanalyse der globalen, randomisierten Phase-III-Studie ALPINE bei vorbehandelten Erkrankten mit r/r CLL und einem r/r kleinzelligen lymphozytischen Lymphom (r/r SLL) zeigte Zanubrutinib versus Ibrutinib ein besseres PFS (12-Monats-PFS-Rate 94,9 % vs. 84,0 %; HR 0,40; p = 0,0007) [2]. Dabei erwies sich Zanubrutinib auch im Hinblick auf das Auftreten kardialer Nebenwirkungen im Allgemeinen (13,7 % vs. 25,1 %; Grad ≥ 3: 2,5 % vs. 6,8 %) und von Vorhofflimmern im Speziellen (2,5 % vs. 10,1 %; Grad ≥ 3: 1,0 % vs. 1,9 %) als überlegen [1]. Die finalen Daten der Studie wurden im Rahmen der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) 2022 vorgestellt (siehe Artikel "Neuigkeiten zu Lymphomen und zur CLL"). Die Zulassung von Zanubrutinib bei der CLL ist kürzlich erfolgt.
Claudia Schöllmann