Lenalidomid als kontinuierliche Therapie ist Standard in der ersten Therapielinie. Auch die monoklonale Anti-CD38- Antikörper-Behandlung hat Einzug in die Erstlinie gehalten. Carfilzomib- und Pomalidomid-haltige Therapien sind Standard in der zweiten Therapielinie.
Gegen das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) gerichtete Immuntherapien der neuen Generation gehören danach zum Standard-Armamentarium. Bei so vielen Behandlungsmöglichkeiten sollte man in jeder Therapielinie bereits an die weiteren Behandlungen denken, empfiehlt Prof. Christoph Renner, Zürich, Schweiz. Nach Abwägen von Genetik/Biomarkern sollte frühzeitig Kontakt zu Zentren bezüglich einer Immuntherapie aufgenommen werden.
Work in Progress: Von CAR-T-Zellen bis zur BiTE-Therapie
Besonders für Hochrisiko(HR)-Myelome gebe es Perspektiven im Dschungel, versprach Prof. Maria-Theresa Krauth, Wien. Dazu gehören zunächst die gegen BCMA gerichteten Wirkstoffe, von denen Belantamab-Mafodotin und die CAR-T-Zell-Therapien Idecabtagen-Vicleucel und Ciltacabtagen-Autoleucel bereits in den Vereinigten Staaten und der EU für rezidivierte/refraktäre (r/r) MM zugelassen sind. Die CAR-T-Zell-Produkte sind nicht nur bei der HR-Zytogenetik wirksam, sondern auch bei anderen biologischen/klinischen Risikofaktoren. Als erster bispezifischer Antikörper ist bislang Teclistamab zugelassen.
Darüber hinaus setzt Krauth große Hoffnung auf den bispezifischen T-Zell-Engager AMG 701. Die BiTE®(Bispezi-fischer T-Zell-Engager)-Technologie ist eine gezielte immunonkologische Plattform, die entwickelt wurde, um patienten-eigene T-Zellen an jedes tumorspezifische Antigen zu binden und das zytotoxische Potential von T-Zellen zu aktivieren. Erste klinische Daten aus einer Dosis-findungsstudie für die BCMA-zielgerichtete BiTE-Therapie® mit AMG 701 bei 85 r/r MM-Patient:innen, die mindestens drei und im Median sechs Therapielinien erhalten hatten, war während des ASH-Kongresses 2020 vorgestellt worden [1]. Die Ansprechrate betrug 36 % bei Dosen von 3–18 mg mit einer Ansprechdauer von bis zu 26 Monaten bei einer/einem Erkrankten. Sechs von sieben der Betrof-fenen waren MRD(Messbare Resterkrankung)-negativ. In der jüngsten auswertbaren Kohorte betrug die ORR bei diesen stark vorbehandelten MM-Erkrankten 83 %.
Dr. Annette Junker