Seit August 2017 ist der CDK4/6-Inhibitor Ribociclib (Kisqali®) in der EU in Kombination mit einem nicht steroidalen Aromatase-Inhibitor (NSAI) zur Behandlung von postmenopausalen Frauen mit HR+/HER2– lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom als initiale endokrin-basierte Therapie zugelassen. Seit Dezember 2018 darf Ribociclib in der EU in dieser Indikation auch bei Frauen mit vorangegangener endokriner Therapie eingesetzt werden. Beim Einsatz bei prä- oder perimenopausalen Frauen mit HR+/HER2– lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom sollte diese endokrine Therapie mit einem LHRH-Agonisten kombiniert werden. In den jeweiligen Zulassungsstudien hatte sich die endokrin-basierte Kombinationstherapie mit Ribociclib gegenüber dem jeweiligen Kontrollarm mit Blick auf das progressionsfreie Überleben (PFS) jeweils als vorteilhaft erwiesen. Darüber hinaus konnten im Rahmen der klinischen Studien MONALEESA-2, -3 und -7 auch Vorteile der endokrin-basierten Kombinationstherapie mit Ribociclib hinsichtlich des Gesamtüberlebens im Vergleich zum jeweiligen Kontrollarm gezeigt werden. „Wie schön ist es, dass sich die Verordnungspraxis bei dieser Indikation in den letzten Jahren wegbewegt hat von der Chemotherapie (CT) hin zu CDK4/6-Inhibitoren“, freute sich Prof. Achim Wöckel, Würzburg. „Denn die CDK4/6-Inhibitoren führen zu viel weniger Nebenwirkungen als die CT, weil sie Zellen nicht zerstören, sondern nur die Teilung hemmen. Die Lebensqualität der Patient:innen ist definitiv besser.“
Überlebensvorteil auch bei Knochen- und Viszeralmetastasen
Auch schwer behandelbare Erkrankte mit viszeraler Metastasierung können von einem signifikant verlängerten Gesamtüberleben unter Ribociclib profitieren [1]. Das bestätigen die Ergebnisse einer explorativen, gepoolten Subgruppenanalyse mit Daten der drei Zulassungsstudien, die Yardley et al. während der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2022 präsentiert hatten [1]. Sie hatten das mediane Gesamtüberleben bei Frauen mit Viszeral- und Lebermetastasen berechnet, und zwar separat für die Kohorten, die Ribociclib als Erstlinientherapie erhalten hatten, und für die Gesamtpopulation, die Ribociclib in der Erst- und Zweitlinie erhalten hatte.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von fast 6 Jahren war der Überlebensvorteil unter Ribociclib in allen untersuchten Subgruppen konsistent. So erreichten Erkrankte mit einer Ribociclib-Erstlinientherapie ein medianes Gesamtüberleben von 4 bis 5 Jahren [1]. Vor allem Frauen mit viszeralen Metastasen profitierten mit einem signifikant verlängerten Überleben, das in der Kohorte mit Ribociclib als Erstlinientherapie 63,4 versus 51,8 Monate im Placebo-Arm betrug [1].
Dr. Annette Junker