RET-Genfusionen, die mit einer onkogenen Transformation einhergehen, finden sich bei etwa 2 % aller NSCLC [1]. Mit Pralsetinib und Selpercatinib sind inzwischen zwei zielgerichtete Medikamente für diese Tumoren zugelassen.
Selpercatinib (Retsevmo®) wurde im Februar 2021 als erster RET-Inhibitor nach Platin-basierter Chemotherapie und/oder Immuntherapie zugelassen [2]. Zulassungsrelevant waren die Ergebnisse der laufenden LIBRETTO-001-Studie, in der bei Patient:innen mit einem fortgeschrittenen RET-fusionspositiven NSCLC nach oder ohne vorherige Platin-basierte Chemotherapie unter dem Einfluss von Selpercatinib eine objektive Gesamtansprechrate (ORR; primärer Studienendpunkt) von 61,1 % erreicht worden war [3].
Zulassungserweiterung für die Erstlinie
Seit Juni 2022 ist der RET-Inhibitor auch zur Erstlinienbehandlung erwachsener Erkrankter mit einem fortgeschrittenen RET-fusionspositiven NSCLC zugelassen, die vorher nicht mit einem RET-Inhibitor behandelt wurden [2]. Relevant für die Zulassungserweiterung war eine aktuelle Auswertung der LIBRETTO-001- Studie bei therapienaiven Betroffenen [3].
Hohe Ansprechraten
Wie Reinmuth berichtete, wurden die Daten von 69 therapienaiven Patient:innen mit RET-fusionspositivem NSCLC analysiert. In 98,6 % der Fälle lag eine metastasierte Erkrankung vor und in 23,2 % ZNS-Metastasen.
Im Erstliniensetting wurde eine ORR von 84,1 % erreicht, mit 5,8 % kompletten (CR) und 78,3 % partiellen Remissionen (PR) bei einer medianen Ansprechdauer (DoR) von 20,2 Monaten.
Bei zwei Dritteln der Erkrankten hielt die DoR länger als ein Jahr an, bei 41,6 % sogar mehr als zwei Jahre. Diese Ergebnisse unterstützen Reinmuths Ansicht, dass „diese Substanzen in die erste Linie hinein müssen“.
Breite molekulare Testung bedeutsam
Abschließend unterstrich Reinmuth nachdrücklich die Bedeutung einer breiten molekularen Testung für alle Erkrankten mit nicht squamösen NSCLC, da diese die Therapiewahl bestimme und für das Überleben entscheidend sei.
Claudia Schöllmann