Beim TNBC bestehe wegen der ungünstigen Prognose der Betroffenen ein hoher Bedarf an neuen Therapieoptionen, betonte Prof. Nadia Harbeck, München.
Beim frühen TNBC hätten die Studien IMpassion031 mit Atezolizumab [1] und KEYNOTE-522 [2] mit Pembrolizumab (Pembro, Keytruda®) jeweils in Kombination mit einer Chemotherapie (Chemo) in der Neoadjuvanz dazu beigetragen, eine bessere pathologische Komplettremission (pCR) zu erreichen, die mit einer günstigeren Prognose einherging. In KEYNOTE-522 verbesserte die neoadjuvante Behandlung mit Pembro plus Chemo mit anschließender adjuvanter Pembro-Monotherapie versus neoadjuvanter Chemo und anschließendem adjuvant verabreichtem Placebo bei Hochrisikopatient:innen den primären Endpunkt pCR (64,8 % vs. 51,2 %; p = 0,00055) unabhängig vom PD-L1-Status; darüber hinaus wurde eine signifikante Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) dokumentiert (36-Monats-EFS 84,5 % vs. 76,8 %; HR 0,63; p = 0,00031) [2]. Auf Basis der Daten erhielt Pembro in diesem Setting bei lokal fortgeschrittenen oder frühen TNBC mit hohem Rezidivrisiko die EU-Zulassung.
Seit November 2021 ist der PD-1-Inhibitor zusammen mit Chemo auch beim lokal rezidivierten, nicht resezierbaren oder metastasierten TNBC mit einem PD-L1-Combined Positive Score (CPS) ≥ 10 zugelassen, wenn vorab keine Chemo im metastasierten Setting verabreicht wurde. Zulassungsrelevant war die Studie KEYNOTE-355, in der Pembro zusammen mit nab-Paclitaxel, Paclitaxel oder Gemcitabin/Carboplatin versus alleinige Chemo das progressionsfreie Überleben (PFS median 9,7 vs. 5,6 Monate; HR 0,65; p = 0,0012) und Gesamtüberleben (OS median 23,0 vs. 16,1 Monate; HR 0,73; p = 0,0093) signifikant verbesserte [3].
„Dieses Ergebnis ist klinisch hoch relevant“, konstatierte Harbeck. Bei einem CPS ≥ 10 ist Pembro/Chemotherapie laut Harbeck der Erstlinienstandard bei einem therapiefreien Intervall (TFI) ≥ 6 Monate. Bei einem PD-L1 > 1 % in Immunzellen kann auch Atezolizumab plus nab-Paclitaxel eingesetzt werden, wenn das TFI mindestens 12 Monate beträgt.
„Beim Endometrium- und Zervixkarzinom hat die Checkpoint-Inhibition inzwischen ebenfalls einen hohen Stellenwert“, sagte Prof. Pauline Wimberger, Dresden. So sei die Kombination aus Pembro und dem Tyrosinkinase-Inhibitor Lenvatinib beim fortgeschrittenen oder rezidivierten Endometriumkarzinom mit Progress während/nach Platin-basierter Therapie zugelassen. In der KEYNOTE-775-Studie hatte die Kombination versus einer Mono-Chemotherapie das OS (HR 0,62; p < 0,0001) und PFS (HR 0,56; p < 0,0001) signifikant verbessert [4]. Ermutigende Überlebensdaten zeigte auch die KEYNOTE-158-Studie mit Pembro mono bei dMMR/MSI-Tumoren. Das in dieser Studie erreichte mediane OS von mehr als 65 Monaten stelle einen „Quantensprung“ dar, so Wimberger – bei gut handhabbarem Toxizitätsprofil [5]. Basierend auf den Daten habe Pembro mono die Zulassung für dMMR/MSI-Tumoren erhalten; daneben sei in diesem Setting auch Dostarlimab mono zugelassen.
Seit Mai 2022 ist mit der Hinzunahme von Pembro zur Chemo +/– Bevacizumab zudem eine neue Standardtherapie für das rezidivierte/metastasierte Zervixkarzinom mit CPS ≥ 1 verfügbar.
Claudia Schöllmann