Auch im Falle einer non-PCR nach neoadjuvanter Therapie sei es möglich, die Prognose der Erkrankten durch individuelle postneoadjuvante Therapien zu verbessern, erklärte Reinisch – beim HER2-positiven Mammakarzinom mit Rest-erkrankung etwa durch eine nachfolgende adjuvante Therapie mit dem Antikörper-Drug-Konjugat (ADC) Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) [1]. Weitere Ansätze würden in Studien geprüft, zum Beispiel die Addition des Checkpoint-Inhibitors (CPI) Atezolizumab zu T-DM1 sowie der Einsatz von ADCs neuerer Generation. Beim triple-negativen Brustkrebs (TNBC) sei die Addition von CPI wie Atezolizumab oder Pembrolizumab zur Chemotherapie in der neoadjuvanten Phase unabhängig vom PD-L1-Status, gefolgt von einer adjuvanten Phase mit dem CPI, ein probates Mittel, die pCR-Rate signifikant und klinisch relevant zu steigern [2].„Die derzeit gängige Praxis der Diagnose und Klassifikation des Mammakarzinoms allein auf Basis der Histologie erfasst viele klinisch relevante genomische Alterationen nicht“, konstatierte Schneeweiss. Das genomische Profiling in großen Mammakarzinom-Kohorten habe aber deutlich mehr genomische Alterationen mit klinischer Relevanz erfasst, als derzeit in Leitlinien abgebildet werde.
Umfangreiche molekulare Analysen könnten dabei helfen, die Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms auf Basis des genetischen Tumorprofils zu personalisieren und damit zu verbessern – durch passende zielgerichtete Medikamente und den Einschluss in innovative Studien. Darüber hinaus könnten molekulare Analysen der ctDNA mittels Liquid Biopsy die gewebebasierten Testungen in selektiven Fällen komplettieren. Wie Schneeweiss berichtete, werden am NCT Heidelberg derzeit die molekularen Diagnostikplattformen COGNITION beim frühen und CATCH beim metastasierten Mammakarzinom etabliert; es wurden bereits über 550 bzw. 700 Erkrankte rekrutiert, bei denen die Therapie auf der Basis molekularer Untersuchungen angepasst wird. Erste Auswertungen des CATCH-Programms zeigten, dass Präzisionsonkologie auf der Grundlage von Gesamtgenom- und RNA-Sequen-zierung beim metastasierten Mammakarzinom durchführbar ist und einem erheblichen Anteil der Patient:innen einen klinischen Nutzen bringt [3].
Claudia Schöllmann