Melflufen (Pepaxti®) besteht aus einem Dipeptid und einem alkylierenden Teil aus der Gruppe der Stickstoffsenf-Analoga. Bei zellulären Tests hemmte der Wirkstoff die Proliferation und induzierte die Apoptose hämatopoetischer Tumorzellen. Weiterhin zeigte Melflufen in Kombination mit Dexamethason eine synergistische Zytotoxizität bei Zelllinien des Melphalan-resistenten und -nichtresistenten MM.
Klinischer Nutzen bestätigt
Der Nutzen von Melflufen wurde unter anderem in der einarmigen Phase-II-Studie HORIZON [1] geprüft. Darin erhielten 157 Patient:innen, die auf eine Behandlung mit einem Proteasom-Inhibitor, einem immunmodulatorischen Wirkstoff oder einem monoklonalen CD38-Antikörper nicht angesprochen hatten, Melflufen plus Dexamethason. Die Studienteilnehmer:innen hatten zuvor im Median fünf Therapielinien erhalten. Der primäre Endpunkt war die Gesamt-ansprechrate.
Im Ergebnis betrug die Ansprechrate 29 % und 26 % bei denjenigen, die refraktär auf drei Wirkstoffklassen waren. Die mediane Ansprechdauer der Kombinationstherapie lag bei 5,5 Monaten und das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) bei 4,2 Monaten. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 14 Monaten betrug das Gesamtüberleben 11,6 Monate. Wie die Autor:innen der Studie betonen, hat die Kombination aus Melflufen plus Dexamethason das Potential, einen dringend benötigten Beitrag zur Behandlung von intensiv vorbehandelten Erkrankten mit MM zu leisten.
Weiter wurde die Kombination in der offenen, randomisierten Phase-III-Studie OCEAN [2] mit dem Standard Pomalidomid plus Dexamethason verglichen. Die eingeschlossenen 495 Patient:innen hatten ein Rezidiv oder ein therapierefraktäres MM und zwei bis vier vorhergehende Therapielinien erhalten. Der primäre Endpunkt PFS betrug median 6,8 Monate in der Melflufen- und 4,9 Monate in der Vergleichsgruppe.
Das mediane Gesamtüberleben (OS) lag unter Melflufen bei 20,2 gegenüber 24 Monaten in der Vergleichsgruppe. Eine Subgruppenanalyse zeigte jedoch, dass das mediane OS ohne vorausgegangene autologe Stammzelltransplantation (auto-SCT) oder ohne Progression innerhalb von 3 Jahren nach einer auto-SCT bei 23,6 Monaten im Vergleich zu 19,8 Monaten in der Pomalidomid-Gruppe betrug.
Aufgrund dieser Daten sollte laut Zulassung bei Patient:innen mit vorausgegangener ASCT die Zeit bis zur Progression nach der Transplantation mindestens 3 Jahre betragen. Wie Dr. Hans Salwender, Hamburg, resümierte, bestehen beim MM insgesamt Fortschritte in jeder einzelnen Therapielinie, einschließlich Hochdosis-behandlung und Stammzelltransplanta-tion. Weitere Fortschritte könnten neue Substanzen wie Melflufen ermöglichen.
Dr. Ralph Hausmann