Die Therapielandschaft beim Multiplen Myelom ist durch eine hohe Dynamik geprägt. Obwohl in der Vergangenheit zahlreiche neue Wirkstoffe und Therapiekombinationen entwickelt wurden, kommt es immer wieder zu Rezidiven. Deshalb werden neue Wirkprinzipien benötigt. Eine aktuelle Entwicklung betrifft die Substanzklasse der XPO1-Inhibitoren.
Das Protein XPO1 ist ein Schlüsselprotein für den Transport von Molekülen aus dem Zellkern. Mithilfe dieses Proteins verteidigen sich Krebszellen gegen Tumorsuppressorproteine, die in den Zellkern der Krebszelle eindringen und dort entweder deren Fortpflanzungsfähigkeit einschränken oder den Zelltod auslösen. XP01 bindet an diese Proteine, exportiert sie aus dem Zellkern der Krebszelle hinaus und sichert somit das Überleben der malignen Zellen.
Erster selektiver XPO1-Inhibitor
Der erste selektive XPO1-Inhibitor Selinexor (Nexpovio®) stellt die Fähigkeit zur Selbstkontrolle wieder her, indem er an XPO1 bindet und dadurch verhindert, dass die Krebszellen Tumorsuppressorproteine aus dem Zellkern hinausschleusen. Auf diese Weise akkumulieren die Tumorsuppressoren im Zellkern, was letztlich zum Stillstand des Zellzyklus und zur Apoptose führt.
Selenixor war zunächst in Kombination mit Dexamethason zur Therapie des Multiplen Myeloms bei Erwachsenen zugelassen, die zuvor bereits vier Therapielinien erhalten hatten. Nun steht der Wirkstoff ab der Zweitlinie in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason zur Verfügung.
Triple-Therapie bewährt sich in Studie
Die Zulassungserweiterung beruht auf der BOSTON-Studie, einer Phase-III-Studie (n = 402) [1]. Die Triple-Therapie aus Selinexor, Bortezomib und Dexamethason wurde mit der Doublette aus Bortezomib und Dexamethason verglichen. Das Risiko für eine Krankheitsprogression oder Tod konnte durch die zusätzliche Behandlung mit Selinexor signifikant um fast 30 % reduziert werden (HR 0,71). Im Median war unter der Behandlung mit dem XPO1-Inhibitor das Intervall bis zum Eintreten von Progression oder Tod um fast 4 Monate verlängert.
Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) lag unter der Dreifachkombination bei 13,2 Monaten (95%-KI 11,7–23,4). Im Vergleich dazu wurde unter Bortezomib und Dexamethason ein PFS von 9,5 Monaten (95%-KI 8,1–10,8) erzielt. Die Bortezomib- und die Dexamethason-Dosis konnten in der Triple-Kombination reduziert werden, was das Nebenwirkungsprofil deutlich verbesserte.
Dr. Corinna Kolac