Am Beispiel des malignen Melanoms zeige sich beispielhaft, wie die Checkpoint-Inhibition in immer frühere Therapielinien vorrückt, betonte Prof. Andreas Mackensen, Erlangen. „Von der Zweitlinie palliativ über die Erstlinie palliativ bis hin zu kurativ adjuvant und schließlich neoadjuvant.“ Für alle Bereiche lägen Studiendaten vor.
Beeindruckend im palliativen Setting seien etwa die Langzeitdaten für die duale Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab (Opdivo® und Yervoy®) im Hinblick auf die melanomspezifische Über-lebensrate nach 90 Monaten (55 %) im Vergleich zu Nivolumab mono (47 %) und Ipilimumab mono (26 %) [1]. Auch für den Einsatz von Nivolumab in der Adjuvanz beim resezierten Melanom Stadium IIIB/C liegen inzwischen 5-Jahres-Daten der Studie CheckMate 238 vor, berichtete Mackensen. Hier zeigte Nivolumab ebenfalls seine Überlegenheit gegenüber Ipilimumab im Hinblick auf die Rate an rezidivfreiem Überleben (RFS) nach 60 Monaten (50 % vs. 39 %) [2].
Als jüngste Entwicklung lägen Daten aus der PRADO-Studie bei Stadium-IIIB/C-Tumoren vor, in der Nivolumab/Ipilimumab neoadjuvant gegeben werde, gefolgt von einer anhand des Ansprechens gesteuerten Operation und adjuvanten Therapie. 24 Monate nach der Operation betrug die RFS-Rate für diejenigen, die eine pathologische Komplettremission (pCR) erreicht hatten, 93 % – bei einer fernmetastasenfreien Überlebensrate von 98 % [3].
Auch bei Erkrankten mit lokalisierten Ösophagus- und gastroösophagealen Übergang-Tumoren (EC/GEJC) ist Nivolumab inzwischen als adjuvante Therapie zugelassen. Wie Prof. Stefan Kaspar-Virchow, Essen, berichtete, basierte die Zulassung auf den Daten der CheckMate-577-Studie, die im Vergleich zu Placebo zu einer 31%igen Reduktion des Rezidivrisikos und einer 29%igen Reduktion des fernmetastasenfreien Überlebens geführt hatte – bei guter Verträglichkeit [4]. Bei Magen- und Übergang-Karzinomen mit Mismatch-Repair-Defizienz (dMMR/Mikrosatelliteninstabilität (MSI) [5] sowie dMMR-kolorektalen Karzinomen [6] seien darüber hinaus neoadjuvante Studien mit Nivolumab/Ipilimumab unterwegs, die bereits überzeugende erste Ergebnisse gezeigt hätten.
Bei muskelinvasiven Urothelkarzinomen (MUIC) mit einem hohen Rezidiv-risiko und einem PD-L1-TPS-Score ≥ 1 % sei Nivolumab ebenfalls in der Adjuvanz zugelassen und senke hier das Rezidiv-risiko, ergänzte Prof. Viktor Grünwald, Essen. Auch Daten aus neoadjuvanten Studien mit verschiedenen CPI lägen bereits vor und unterstützen deren frühen Einsatz. Beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom im Stadium IB–IIIA werde im Jahr 2023 auf Basis der überzeugenden Daten der CheckMate-816-Studie [7] die Zulassung für Nivolumab in Kombination mit Chemotherapie in der Neoadjuvanz erwartet, so Prof. Annalen Bleckmann, Münster, abschließend.
Claudia Schöllmann