Dr. Niels Weinhold, Heidelberg, konstatierte, dass es in Bezug auf den Einfluss dieser Genmutation einige offene Fragen gibt. Zum Beispiel würden verschiedene Cut-offs existieren, wann diese Genänderung spürbar in den weiteren Krankheitsverlauf eingreifen könnte: Diese reichten von 30 über 20 bis hin zu 10 % der untersuchten MM-Zellen. Wahrscheinlich habe die Anzahl der Kopien – im Sinne eines Zugewinns (z. B. drei und vier Kopien der Gensequenz) – keinen wesentlichen Einfluss auf die Prognose.
Vielversprechender als die alleinige Betrachtung von 1q21, meinte Weinhold, scheine hingegen die Integration dieser Mutation in umfassendere Scores wie etwa das R-ISS (Revised-International Staging System) zu sein, um auf dieser Basis ein weiter gefasstes Risikoprofil zu erstellen. Ebenso spreche ein Doppel/Triple-Hit (≥ 2 Risikomutationen) „deutlich spezifischer für ein Hochrisiko“, fasste der Onkologe zusammen.
Prof. Cyrus Khandanpour, Lübeck, erörterte die Behandlungsmöglichkeiten, sofern eine schlechtere Prognose – auch aufgrund der Zunahme der 1q21-Kopien – anzunehmen ist. So wurde in der ICARIA-MM-Studie der CD38-Antikörper Isatuximab (Sarclisa®) plus Pomalidomid/Dexamethason (Isa-Pd) mit Pomalidomid/Dexamethason (Pd) allein verglichen. Die Subgruppenanalyse bei Patienten mit und ohne 1q21-Zugewinn ergab, dass unter Isa-Pd beim progressionsfreien Überleben (PFS) in beiden Kollektiven kein Unterschied im Kurvenverlauf festzustellen war, wohingegen im Pd-Kollektiv die 1q21-Patienten wesentlich schlechter liefen [1].
Diesen Vorteil der Zugabe des CD38-Antikörpers bestätigte sich auch in der IKEMA-Studie. Hierin wurde Isatuximab plus Carfilzomib/Dexamethason (Isa-Kd) gegen Kd allein getestet. Das Resultat: Der Vorteil von Isa-Kd versus Kd war sowohl bei der Kohorte mit als auch ohne 1q21 ungefähr gleich groß (bei 1q21–: Hazard Ratio [HR] 0,55; bei 1q21+: HR 0,5) [2]. Diese Daten würden dafür sprechen, kommentierte Khandanpour, dass „CD-38-Antikörper die Möglichkeit eröffnen, die Therapie des MM zu verbessern“.
Isatuximab ist bereits in der EU zugelassen in Kombination mit Pd zur Behandlung des rezidivierten und refraktären MM bei Erwachsenen, die mindestens zwei vorausgegangene Therapien, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor, erhalten haben und unter der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten. Zudem ist Isatuximab kombiniert mit Kd indiziert bei Erwachsenen mit MM nach mindestens einer Vortherapie.
Reimund Freye