Etwa die Hälfte aller an Krebspatienten entwickelt unter myelosuppressiven Chemotherapien eine CIN, bis etwa ein Drittel eine FN. Bei erhöhtem FN-Risiko werde eine primäre Prophylaxe mit Granulozyten-Kolonie-stimulierendem Faktor (G-CSF) empfohlen, erinnerte Prof. Hartmut Link, Kaiserslautern. Dafür werden aktuell überwiegend langwirksame, das heißt PEGylierte G-CSF-Präparate eingesetzt. Allerdings werde PEG nicht nur in Medikamenten und Impfstoffen, sondern auch in Reinigungsmitteln, Lebensmitteln und Kosmetika verwendet, so Prof. Olaf Penack, Berlin. Die Folge: Mittlerweile weisen rund zwei Drittel der Bevölkerung Antikörper gegen PEG auf. Dies könne zu Problemen wie einem schnelleren Abbau und damit einer verminderten Wirksamkeit und/oder Hypersensitivitätsreaktionen führen. So hätten Mausversuche mit Pegfilgrastim gezeigt, dass sich die Clearance bei jeder weiteren Gabe beschleunigte. In einer italienischen Untersuchung seien bei PEGylierten Präparaten doppelt so viele Nebenwirkungen beobachtet worden wie bei vergleichbaren nicht PEGylierten Präparaten.
Hier setzt Efbemalenograstim alfa an: Es besteht aus zwei G-CSF-Molekülen, die über einen Linker an ein Fc-Fragment eines IgG2 gekoppelt sind. Wie Dr. Egon Heiß, Medical Manager bei Apogepha, erläuterte, wird durch die Größe des Moleküls die renale Clearance umgangen. Zudem ermöglicht die Koppelung an das Fc-Fragment ein aktives Recycling des endozytierten Fusionsproteins. Somit verlängert sich die Halbwertszeit auch ohne PEGylierung.
In Studien hat sich Efbemalenograstim alfa als vergleichbar wirksam wie Pegfilgrastim erwiesen: So betrug beispielsweise in einer Studie mit 393 Brustkrebspatientinnen unter einer Chemotherapie mit Docetaxel und Cyclophosphamid die mittlere Dauer schwerer Neutropenien im ersten Zyklus in beiden Studienarmen je 0,2 Tage; je 11,7 % der Patientinnen waren betroffen. Das Nebenwirkungsprofil unterschied sich nicht [1]. Efbemalenograstim alfa ist in China und in den USA bereits zugelassen und im Einsatz.
Dr. Anne Benckendorf