Prof. Marcus Vetter, Zürich, Schweiz, nannte als Vorteile von ADCs die hohe Spezifität und die im Vergleich zu einer Mono-, aber auch Polychemotherapie bessere Verträglichkeit. Er erinnerte daran, dass insbesondere die neuen ADCs über den Bystander-Effekt auch benachbarte Tumorzellen ohne Zielprotein für den Antikörper abtöten können. Beim Mammakarzinom sind heute zwei gegen HER2-gerichtete ADCs sowie mit SG (Trodelvy®) ein gegen TROP-2 als therapeutisches Ziel gerichtetes ADC zugelassen.
Das transmembranäre Glykoprotein TROP-2 ist jedoch kein therapierelevanter Marker und muss daher vor Therapiebeginn nicht bestimmt werden, erläuterte Prof. Diana Lüftner, Buckow und Rüdersdorf. Die Zulassung von SG beim TNBC beruht auf der Phase-III-Studie ASCENT, in der SG bei 529 vorbehandelten Patientinnen mit metastasiertem Tumor mit einer Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes (Capecitabin, Eribulin, Gemcitabin oder Vinorelbin) verglichen wurde [1].
Durch das ADC wurde nahezu eine Verdreifachung des PFS erreicht – von median nur 1,7 Monaten im Kontrollarm auf 4,8 Monate (Hazard Ratio [HR] 0,43; p = 0,001). Das OS wurde um absolut fast fünf Monate verbessert, was Lüftner als klinisch hochrelevant wertete (11,8 vs. 6,9 Monate; HR 0,51; p = 0,001). Sie wies darauf hin, dass SG laut Subgruppenanalyse gegenüber allen vier Zytostatika eindeutig besser abschnitt. „Ungefähr ein Drittel der TNBC-Patientinnen weist eine niedrige HER2-Expression (HER2-low) auf“, informierte Lüftner. Auch in diesem Subkollektiv war SG den Referenzzytostatika beim OS eindeutig überlegen.
Die Behandlung mit SG kann zu chemotherapieähnlichen Nebenwirkungen führen. Lüftner plädierte daher für einen G-CSF-Support und die „großzügige“ Mitrezeptierung von Loperamid.
Dr. Katharina Arnheim