Wenn eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation (ASZT) nicht möglich ist, werden in der Erstlinie Kombinationen eingesetzt aus Proteasom-Inhibitoren (PI), CD38-Antikörpern und immunmodulierenden Medikamenten (ImiDe), ergänzt durch Dexamethason. Das Regime DaraRd (Daratumumab, Lenalidomid, Dexamethason) hat sich dabei bewährt. „In der Situation eines r/r MM sind die meisten Patienten jedoch bereits refraktär gegenüber einer oder mehreren Substanzen“, konstatierte Holtick.
Mit dualem Wechsel des MoA effektiver behandeln
Mit der Kombination Selinexor (Nexpovio®) plus Bortezomib und Dexamethason (SVd) kann nach DaraRd sogar ein dualer Wechsel des MoA durchgeführt werden. Ferner scheint dieses Regime die T-Zell-Fitness für weitere Anschlusstherapien (z. B. CAR-T-Zellen) günstig zu beeinflussen [3].
Die Effektivität von Selinexor wurde in der BOSTON-Studie untersucht, referierte Prof. Monika Engelhardt, Freiburg. In dieser multizentrischen Phase-III-Studie verglich man SVd mit der Standardtherapie Bortezomib und Dexamethason (Vd) bei Patienten mit r/r MM, die bis zu drei Vortherapien erhalten hatten. Dabei zeigte SVd eine signifikante Verbesserung des Ansprechens (ORR) sowie eine signifikante Verlängerung des medianen progressionsfreien Überlebens (mPFS) von 13,2 versus 9,5 Monaten (Hazard Ratio [HR] 0,71; p = 0,0064) [4]. Besonders bemerkenswert, so die MM-Expertin, sei die Post-hoc-Analyse, die bei PI-Naivität eine Erhöhung des mPFS von 9,7 (Vd) auf 29,5 Monate (SVd) errechnete. Bei Lenalidomid-Refraktärität stieg das mPFS von 7,1 auf 10,2 Monate (HR 0,52; p = 0,006) [5].
Diese Ergebnisse würden die hohe Wirksamkeit von Selinexor bei bestimmten Patientengruppen unterstreichen und neue Möglichkeiten für die Behandlung der r/r MM eröffnen, fasste Engelhardt zusammen. In Bezug auf die häufigen Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen riet sie zur prophylaktischen Anwendung von Antiemetika, darunter 5-HT3-Antagonisten, NK-1-Rezeptor-Antagonisten und Olanzapin. Dexamethason sollte wöchentlich am Tag der Selinexor-Verabreichung gegeben werden.
Reimund Freye