Die Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) ist in den vergangenen Jahren beim mUC in die Erstlinie vorgerückt. In Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie werden Pembrolizumab und Atezolizumab in der S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom empfohlen [1]. Eignen sich Patienten nicht für eine platinbasierte Therapie, können sie mit einer Mono-ICI-Therapie behandelt werden – mit einer etwas schlechteren Effektivität gegenüber der Kombinationstherapie.
Ebenso steht das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Enfortumab-Vedotin plus Pembrolizumab in der Erstlinie beim nicht resezierbaren oder mUC zur Verfügung.
In der adjuvanten Situation ist mittlerweile eine Erhaltungstherapie sowohl nach platinbasierter Chemotherapie mit dem ICI Avelumab (Bavencio®) als auch mit Nivolumab nach radikaler Resektion und Kontraindikationen gegen eine Cisplatin-haltige, adjuvante Chemotherapie möglich.
Verfügbare Optionen noch nicht in der Versorgung des mUC angekommen
Problematisch ist laut Prof. Günter Niegisch, Düsseldorf, dass sdie verfügbaren Behandlungsoptionen noch nicht in der Versorgung des mUC angekommen sind. Darauf weisen nach seinen Ausführungen zwei Datensätze hin, einer aus Sachsen-Thüringen mit 3,5 Millionen und der andere aus 54 Betriebskrankenkassen mit fünf Millionen Versicherten.
Im Zeitraum von 2015 bis 2019, also noch vor der Zulassung von Avelumab, wurden in dieser Population Informationen zu mUC-Patienten gesammelt: Die überwiegend männlichen Patienten waren zwischen 65 und 70 Jahre alt, über die Hälfte wies einen guten Allgemeinzustand auf. Es lasse sich ableiten, dass behandelte Patienten im Median bis zu zehn Monate länger leben als unbehandelte, meinte Niegisch. Allerdings erhalte man in Deutschland als mUC-Patient diese Chance nur in der Hälfte der Fälle, denn jeder Zweite bekomme keine systemische Therapie. Typische „unbehandelte“ Patienten seien älter (77 vs. 69 Jahre), kränker und weiblich. „Frausein ist ein Risikofaktor, keine Behandlung beim mUC zu erhalten“, stellte Niegisch klar.
Die „Qualitätssicherung (QS) Harnblase“ ist eine bundesweite retrospektive Untersuchung, in der überprüft wird, ob die Leitlinienempfehlungen im klinischen Alltag in Klinik und Praxis umgesetzt werden; die Daten zu einer ersten Kohorte wurden bereits im Jahr 2022 publiziert [2]. Nach den Daten zur QS Harnblase aus dem vierten Quartal 2022 bis zum ersten Quartal 2023, die beim 16th European Multidisciplinary Congress on Urological Cancers (EMUC) 2024 präsentiert worden sind, war auch hier ein Viertel der Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (MIBC), mUC oder nichtmuskelinvasivem Blasenkarzinom (NMIBC) unbehandelt. Die Gesamtüberlebensrate nach zehn Monaten betrug 75 % (95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 70–80 %) bei systemisch behandelten und nur 46 % (95 %-KI 36–58 %) bei unbehandelten Patienten (p < 0,001) [3].
Geringe Anwendung der Erhaltung
Von den platingeeigneten Erkrankten haben 23 % lediglich eine ICI-Monotherapie erhalten können; eine Erhaltungstherapie mit Avelumab wurde bei 29 % der Betroffenen durchgeführt. Da die Erhaltungstherapie nach Darstellung von Niegisch für das Gesamtüberleben bedeutsam sei und mit keiner Einschränkung der Lebensqualität einhergehe, müsse es für die geringe Anwendung andere Ursachen geben. So könne ein banaler Grund ein langer Anfahrtsweg zur Klinik oder Praxis sein, der die Patienten an der Umsetzung der Avelumab-Therapie hindere.
Die Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) ist in den vergangenen Jahren beim mUC in die Erstlinie vorgerückt. In Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie werden Pembrolizumab und Atezolizumab in der S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom empfohlen [1]. Eignen sich Patienten nicht für eine platinbasierte Therapie, können sie mit einer Mono-ICI-Therapie behandelt werden – mit einer etwas schlechteren Effektivität gegenüber der Kombinationstherapie.
Ebenso steht das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Enfortumab-Vedotin plus Pembrolizumab in der Erstlinie beim nicht resezierbaren oder mUC zur Verfügung.
In der adjuvanten Situation ist mittlerweile eine Erhaltungstherapie sowohl nach platinbasierter Chemotherapie mit dem ICI Avelumab (Bavencio®) als auch mit Nivolumab nach radikaler Resektion und Kontraindikationen gegen eine Cisplatin-haltige, adjuvante Chemotherapie möglich.
Verfügbare Optionen noch nicht in der Versorgung des mUC angekommen
Problematisch ist laut Prof. Günter Niegisch, Düsseldorf, dass sdie verfügbaren Behandlungsoptionen noch nicht in der Versorgung des mUC angekommen sind. Darauf weisen nach seinen Ausführungen zwei Datensätze hin, einer aus Sachsen-Thüringen mit 3,5 Millionen und der andere aus 54 Betriebskrankenkassen mit fünf Millionen Versicherten.
Im Zeitraum von 2015 bis 2019, also noch vor der Zulassung von Avelumab, wurden in dieser Population Informationen zu mUC-Patienten gesammelt: Die überwiegend männlichen Patienten waren zwischen 65 und 70 Jahre alt, über die Hälfte wies einen guten Allgemeinzustand auf. Es lasse sich ableiten, dass behandelte Patienten im Median bis zu zehn Monate länger leben als unbehandelte, meinte Niegisch. Allerdings erhalte man in Deutschland als mUC-Patient diese Chance nur in der Hälfte der Fälle, denn jeder Zweite bekomme keine systemische Therapie. Typische „unbehandelte“ Patienten seien älter (77 vs. 69 Jahre), kränker und weiblich. „Frausein ist ein Risikofaktor, keine Behandlung beim mUC zu erhalten“, stellte Niegisch klar.
Die „Qualitätssicherung (QS) Harnblase“ ist eine bundesweite retrospektive Untersuchung, in der überprüft wird, ob die Leitlinienempfehlungen im klinischen Alltag in Klinik und Praxis umgesetzt werden; die Daten zu einer ersten Kohorte wurden bereits im Jahr 2022 publiziert [2]. Nach den Daten zur QS Harnblase aus dem vierten Quartal 2022 bis zum ersten Quartal 2023, die beim 16th European Multidisciplinary Congress on Urological Cancers (EMUC) 2024 präsentiert worden sind, war auch hier ein Viertel der Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (MIBC), mUC oder nichtmuskelinvasivem Blasenkarzinom (NMIBC) unbehandelt. Die Gesamtüberlebensrate nach zehn Monaten betrug 75 % (95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 70–80 %) bei systemisch behandelten und nur 46 % (95 %-KI 36–58 %) bei unbehandelten Patienten (p < 0,001) [3].
Geringe Anwendung der Erhaltung
Von den platingeeigneten Erkrankten haben 23 % lediglich eine ICI-Monotherapie erhalten können; eine Erhaltungstherapie mit Avelumab wurde bei 29 % der Betroffenen durchgeführt. Da die Erhaltungstherapie nach Darstellung von Niegisch für das Gesamtüberleben bedeutsam sei und mit keiner Einschränkung der Lebensqualität einhergehe, müsse es für die geringe Anwendung andere Ursachen geben. So könne ein banaler Grund ein langer Anfahrtsweg zur Klinik oder Praxis sein, der die Patienten an der Umsetzung der Avelumab-Therapie hindere.
Dr. med. Nana Mosler