Prof. Stephan Stilgenbauer, Ulm, erinnerte diesbezüglich an die Daten der CLL13-Studie. Darin hatte sich gezeigt, dass diverse Kombinationen mit dem BCL2-Inhibitor Venetoclax (Ven) – teilweise kombiniert mit CD20-Antikörpern und dem BTK-Inhibitor Ibrutinib (Imbruvica®) – effektiver sind als eine CIT, in diesem Fall Fludarabin/Cyclophosphamid oder Bendamustin jeweils plus Rituximab (FCR/BR). Die Untersuchung erfolgte bei fitten CLL-Patienten in der Erstlinie [1].
Der Hämatologe stellte außerdem die aktuellen Resultate der CAPTIVATE-Studie vor. In die internationale, multizentrische, einarmige, offene Phase-II-Studie wurden Patienten im Alter von ≤ 70 Jahren mit zuvor unbehandelter CLL aufgenommen. Darunter war eine große Kohorte (n = 159), die nur zeitlich befristet medikamentös mit Venetoclax plus Ibrutinib (IVen) behandelt wurde (Fixed Duration[FD]-Kohorte).
Der neueste Datenschnitt, so berichtete Stilgenbauer, zeige die Wirksamkeit nach fünf Jahren. Die 5-Jahres-Rate des Gesamtüberlebens (OS) betrug in der gesamten FD-Kohorte 96 %. Selbst für die Patienten mit del(17p)-TP53-Mutation und komplexem Karyotypus, die schlechter liefen im Vergleich zur Gesamtpopulation, konzedierte er, ließ sich immer noch ein progressionsfreies Überleben (PFS) nach fünf Jahren bei 54 % in der FD-Subgruppe dokumentieren. Bei allen Patienten in der Kohorte mit zeitlich begrenzter CLL-Erstlinientherapie lag die PFS-Rate bei 67 %. In Bezug auf den IGHV-Status lauteten die entsprechenden 5-Jahres-PFS-Raten 80 % bei mutiertem IGHV und 56 %, sofern die Patienten IGHV-unmutiert waren [2].
Die CAPTIVATE-Studie zeigte zudem ein gutes Ansprechen nach einer erneuten Behandlung mit Ibrutinib-Monotherapie in der CLL-Zweitlinie. Die häufigsten Nebenwirkungen (AE) unter dieser Kombination waren Durchfall, Übelkeit, Neutropenie und Arthralgie. Schwere AE vom Grad ≥ 3 wurden bei einer Neutropenie und bei einer Hypertension beobachtet.
Reimund Freye