Die zielgerichtete Therapie hat beim Mammakarzinom eine erfolgreiche Tradition. Mit dem Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab und dem AKT-Kinase-Hemmer Ipatasertib sind zwei innovative Substanzen in der klinischen Prüfung, um die Behandlung weiter zu optimieren und noch individueller abzustimmen.
Trastuzumab hat die Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms re-volutioniert und die Prognose deutlich verbessert, so Prof. Michael Untch, Berlin. Heute sind Trastuzumab-basierte Therapien uneingeschränkter Standard beim HER2-positiven Mammakarzinom sowohl im palliativen als auch im frühen – potenziell kurativen – Stadium. Mittlerweile steht Trastuzumab auch als subkutane Applikationsform zur Verfügung.
Mit Pertuzumab wurde die HER2-gerichtete Therapie weiter optimiert und die Langzeitprognose noch einmal deutlich verbessert. Pertuzumab/Trastuzumab (plus Chemotherapie) ist im frühen und fortgeschrittenen Stadium zugelassen und gilt als Erstlinien-Standard beim metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom. In der Zweitlinie hat sich das Trastuzumab-haltige Immuntoxin Trastuzumab Emtansin als innovative Therapie etabliert: Der Antikörper Trastuzumab transportiert die Chemotherapie bei nur geringer systemischer Belastung gezielt in die Tumorzellen.
Neue Perspektiven beim HER2-negativen Mammakarzinom
Beim HER2-negativen fortgeschrittenen bzw. metastasierten Mammakarzinom hat sich für Patientinnen mit Chemotherapie-Indikation die Kombination Bevacizumab/Chemotherapie in der Erstlinien-Situation etabliert. Der Angiogenese-Hemmer Bevacizumab, der unabhängig vom Hormonrezeptor-Status in Kombination mit Paclitaxel oder Capecitabin zugelassen ist, verdoppelt die Ansprechwahrscheinlichkeit des Tumors. Ältere und jüngere Patientinnen profitieren davon mit einer deutlich verlängerten Zeit bis zum Progress, und dies bei stabiler Lebensqualität.
Zwei wichtige zukunftsweisende Substanzen sind beim HER2-negativen Mammakarzinom der Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab und der AKT-Kinase-Hemmer Ipatasertib, die sich in der klinischen Phase-III-Prüfung befinden. Erfolgversprechende Ergebnisse liegen insbesondere beim tripel-negativen Mammakarzinom (TNBC) vor, ergänzte Prof. Volkmar Müller, UKE Hamburg.
Atezolizumab, das bereits beim fortgeschrittenen Urothel- und Lungenkarzinom zugelassen ist, zeigt auch beim Mammakarzinom klare Zeichen der Wirksamkeit als Monotherapie oder in Kombination mit Chemotherapie. Der AKT-Kinase-Hemmer Ipatasertib greift hemmend in den PI3K-AKT-mTOR-Signalweg ein, der laut Müller bei ungefähr 45% der Mammakarzinome abnorm aktiv ist und damit Tumorproliferation und Metastasierung verstärkt. Speziell Patientinnen mit TNBC sowie jene mit einer Mutation im PIK3CA/AKT1-Signalweg scheinen von Ipatasertib zu profitieren.
Birgit-Kristin Pohlmann
Satellitensymposium „Welche Ära kommt nach HERA? Zielgerichtete Therapien des Mammakarzinoms: Gestern – heute – morgen“ beim
33. Deutschen Krebskongress am 23.02.2018 in Berlin, unterstützt von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.