Mit der Zulassung von Nivolumab (Opdivo®) zur Zweitlinientherapie des Plattenepithelkarzinoms der Lunge begann die Ära der Immunonkologie in der Thoraxonkologie, so Dr. Sylvia Gütz, Leipzig. 2016 folgte die Zulassung des PD-1-Inhibitors auch für das nicht-plattenepitheliale NSCLC. Mittlerweile liegen aus den zulassungsrelevanten Studien CheckMate-017 und -057 Daten nach 3-jährigem Follow-up vor:
In CheckMate-017 beim plattenepithelialen NSCLC liegt das 3-Jahres-Gesamtüberleben (OS) im Nivolumab-Arm bei 16% gegenüber nur 6% unter Docetaxel, berichtete Prof. Dr. Michael Thomas, Heidelberg. In CheckMate-057 bei Patienten mit nicht-plattenepithelialer Histologie lag das 3-Jahres-OS bei 18% und damit doppelt so hoch wie unter Docetaxel (9%). Besonders stark profitieren Patienten mit nicht-plattenepithelialem NSCLC und mindestens 50%iger PD-L1-Expression, bei denen eine 3-Jahres-Rate von 39% erreicht wurde.
Verschiedene Subgruppen profitieren
Subgruppenanalysen der beiden Studien liefern wichtige Informationen für definierte Patientenkollektive: Danach sei Nivolumab bei Patienten mit Leber- und ZNS-Metastasen, schlechterem Allgemeinzustand (ECOG 2), negativem PD-L1-Status und höherem Alter (> 75 Jahre) ebenfalls von Nutzen, berichtete PD Dr. Niels Reinmuth, München-Gauting. Lediglich bei Patienten mit EGFR-Mutation oder ALK-Translokation riet er von der Immuntherapie ab; hier sind zielgerichtete Therapien indiziert.
Damit habe sich die immunonkologische Therapie in der zweiten Linie heute in den meisten Patientengruppen der Docetaxel-Therapie in puncto Sicherheit und Effektivität als überlegen erwiesen, so Reinmuth. Mittlerweile wird dieser Ansatz auch in der Erstlinie in zahlreichen Studien untersucht; die Therapiestrategien werden sich in dieser Situation definitiv ändern. So gibt es aus der Phase-I-Studie CheckMate-012 Hinweise, dass man mit Nivolumab plus Ipilimumab (Yervoy®; Nivo/Ipi) bei beherrschbarer Toxizität höhere Ansprechraten als mit Nivolumab mono erreicht. Diese Kombination wurde daher in der Phase-III-Studie CheckMate-227 weiter geprüft. Laut einer Pressemitteilung ist sie bei Patienten mit hoher Tumormutationslast (TMB) der Erstlinien-Chemotherapie beim progressionsfreien Überleben (PFS) überlegen; weitere Daten werden in Kürze vorgestellt. Mit der TMB wurde ein neuer Biomarker für die Effektivität der Immuntherapie identifiziert, der laut Reinmuth jetzt in der Praxis etabliert werden kann.
Neue Option auch bei Kleinzeller und Mesotheliom
Die Therapieperspektiven beim kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC) sind limitiert, Prognose und Überleben betroffener Patienten schlecht, erinnerte Dr. Claas Wesseler, Hamburg. Es ist daher erfreulich, dass die Therapie mit Nivolumab allein oder in Kombination mit Ipilimumab in der Phase-I/II-Studie CheckMate-032, die auch mit Platin vorbehandelte SCLC-Patienten umfasste, eine beachtliche Effektivität gezeigt hat: Die 2-Jahres-Überlebensrate lag im Nivolumab-Arm bei 17%, im Kombinationsarm bei 30%. Wesseler wies darauf hin, dass sich die Überlebenskurven im Verlauf einem Plateau nähern, sodass die Immuntherapie auch beim SCLC einen dauerhaften Effekt haben könnte. Als interessanter Marker erwies sich auch bei diesem Tumor die TMB: Die Ansprechrate unter Nivo/Ipi stieg von 22% bei geringer auf 46% bei hoher TMB. Ein ähnlicher Trend zeigte sich auch bei PFS und OS: So lag die 1-Jahres-OS-Rate bei Patienten mit hoher TMB bei 62%. Derzeit wird dieser Ansatz in den laufenden Phase-III-Studien CheckMate-451 und -331 weiter geprüft.
Für Patienten mit malignem Pleuramesotheliom (MPM) gibt es nach Versagen von Pemetrexed/Cisplatin in der Erstlinie bislang keine etablierten Optionen; zahlreiche neue Ansätze scheiterten. Umso erfreulicher die Daten der französischen Phase-II-Studie MAPS-2, in der vortherapierte Patienten mit fortgeschrittenem MPM randomisiert Nivolumab oder Nivo/Ipi erhielten: Im Nivolumab-Arm betrug das PFS median 4, unter Nivo/Ipi 5,6 Monate. Das OS der nur mit Nivolumab behandelten Patienten lag bei median 13,6 Monaten, im Arm mit Nivo/Ipi ist der Medianwert noch nicht erreicht, sodass ein längerfristiges Überleben auch hier möglich zu sein scheint. In der Studie CheckMate-209-743 wird die Kombination derzeit versus Pemetrexed/Platin geprüft.
Katharina Arnheim
Symposium „PD-(L)1-Inhibitoren und Kombinationen in der thorakalen Onkologie – die richtige Therapie für den richtigen Patienten“ im Rahmen des 59. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin am 16.03.2018 in Dresden, unterstützt von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München.