Für Patienten mit rezidivierter oder refraktärer CD22-positiver B-Vorläufer-ALL (akuter lymphatischer Leukämie) lassen sich mit dem innovativen Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Inotuzumab Ozogamicin (Besponsa®) im Vergleich zu einer Standard-Salvagetherapie deutlich bessere – auch molekulare – Remissionen erzielen. Das Immunkonjugat wurde am 30. Juni 2017 in der EU zugelassen und ist damit das erste Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Behandlung dieser Patienten [1]. Die Zulassung basiert auf der Phase-III-Studie INO-VATE ALL [2].
Insbesondere Patienten mit refraktärer oder rezidivierter ALL (r/r ALL) haben auch mit intensiver Chemotherapie eine ungünstige Prognose mit 5-Jahres-Überlebensraten unter 10%, so Dr. Nicola Gökbuget, Frankfurt [3]. „Das Erreichen einer kompletten Remission – möglichst inklusive einer MRD-Negativität – ist auch ein wichtiges klinisches Entscheidungskriterium dafür, ob eine potenziell lebensrettende allogene Stammzelltransplantation in Betracht kommt“, erläuterte sie.
Zulassungsstudie: hohe Wirksamkeit und gutes Sicherheitsprofil
In der bereits 2016 veröffentlichten Phase-III-Studie INO-VATE ALL [2] hatten 326 erwachsene Patienten mit CD22-positiver r/r ALL entweder Inotuzumab Ozogamicin oder eine von den Prüfärzten ausgewählte Salvage-Chemotherapie erhalten. Vier von fünf Patienten – und damit signifikant mehr als unter der Standardtherapie – erreichten unter Inotuzumab Ozogamicin eine komplette Remission (80,7% vs. 29,4%; p < 0,0001; 2]). Außerdem war der Anteil der MRD-negativen Patienten unter Inotuzumab Ozogamicin deutlich höher (63,3% vs. 8,3%) und die Rate direkt anschließender Transplantationen konnte vervierfacht werden (43% vs. 11% (p < 0,001). Auch beim progressionsfreien Überleben (PFS) war das Immunkonjugat mit median 5,0 gegenüber 1,8 Monaten signifikant überlegen (Hazard Ratio 0,45; p < 0,0001).
„Mit Inotuzumab Ozogamicin haben signifikant mehr Patienten die Chance auf eine Stammzelltransplantation“, so Prof. Matthias Stelljes, Münster. Dabei könne man in Deutschland im Vergleich zum internationalen Studienkollektiv eine noch höhere Transplantationsrate und damit in letzter Konsequenz auch höhere Langzeitüberlebensraten erwarten, so Stelljes. Diese sind in der Studie zum Zeitpunkt zwei Jahre unter Inotuzumab Ozogamicin mit knapp 23% mehr als doppelt so hoch wie im Kontrollarm (knapp 10%; HR 0,77; p = 0,04; [2]).
Hämatotoxizität ebenso wie nicht-hämatologische Nebenwirkungen waren unter Inotuzumab Ozogamicin seltener oder weniger ausgeprägt als im Vergleichsarm. Dagegen traten hier häufiger hepatische Nebenwirkungen und insbesondere die sogenannte venöse okklusive Leberkrankheit (VOD/SOS; 11%) auf [2]. Die Therapie mit Inotuzumab Ozogamicin ist aber insgesamt gut verträglich und kann überwiegend ambulant durchgeführt werden, so Stelljes.
Josef Gulden
1. Fachinformation BESPONSA®, Stand: Juni 2017.
2. Kantarjian H et al. N Engl J Med 2016; 375: 740-53.
3. Gökbuget N et al. Haematologica 2016; 101: 1524-33.
Launch-Pressekonferenz „Neuer Meilenstein in der Behandlung der rezidivierten oder refraktären CD22-positiven B-Vorläufer-ALL: Mit Besponsa® das Therapiespektrum erweitern“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung 2017 am 30.09.2017 in Stuttgart, veranstaltet von Pfizer Oncology, Berlin.