Kombinationen von Immun- mit Chemotherapie-Regimes könnten zukünftig die Therapieoptionen des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) in der Erstlinie erweitern. Das lassen aktuelle Studienauswertungen erwarten.
Bislang erfolgt die Behandlung des NSCLC mit einer Immuntherapie in der Erstlinie nur bei einer PD-L1-Expression von mehr als 50% und nur als Monotherapie. Wie PD Dr. David Felix Heigener, Großhansdorf, ausführte, liegen inzwischen aber auch vielversprechende erste Daten zu Kombinationen von unterschiedlichen Checkpoint-Inhibitoren mit Chemotherapien vor. So wird derzeit Atezolizumab (Tecentriq®) in Kombination mit Bevacizumab plus Carboplatin und Paclitaxel bei Patienten mit Nicht-Plattenepithelkarzinom mit der Dreierkombination ohne den Checkpoint-Inhibitor verglichen.
Wie eine erste Auswertung ergab, reduzierte die Kombination aus Chemotherapie plus Atezolizumab plus Bevacizumab das Progressionsrisiko im Vergleich zur Chemotherapie plus Bevacizumab um 38% (median 8,3 vs. 6,8 Monate; Hazard Ratio 0,62; p < 0,0001). Nach einem Jahr waren noch 37% vs. 18% der Patienten progressionsfrei. Heigener betonte, dass sich der Vorteil hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens in allen Subgruppen zeigte – auch bei Patienten mit EGFR- und ALK-Mutationen (die mit zielgerichteten Substanzen vorbehandelt waren), bei solchen mit Lebermetastasen und bei Patienten ohne PD-L1-Expression [1].
Die Effektivität dieser Kombination lässt sich laut Heigener mit einem Synergieeffekt der Wirkmechanismen erklären: Bevacizumab fördert durch die Normalisierung der Vaskularisierung die Infiltration des Tumors mit Immunzellen und beeinflusst das Tumor-Mikromilieu. Gleichzeitig reaktiviert der PD-L1-Inhibitor Atezolizumab die T-Zell-vermittelte Immunantwort gegen den Tumor.
Vorsicht bei autoimmunen Grunderkrankungen
In der Zweitlinie können Checkpoint-Inhibitoren unabhängig vom PD-L1-Status eingesetzt werden, wobei die Effektivität mit der PD-L1-Expression steigt. Doch auch PD-L1-negative Patienten profitieren von einer Immuntherapie, betonte Prof. Dr. Stefan Krüger, Düsseldorf. Vorsicht ist bei Patienten mit autoimmunen Grunderkrankungen geboten. Auch bei ihnen treten schwere immunvermittelte Nebenwirkungen nur selten auf, aber sie können gelegentlich dramatisch ausfallen; am häufigsten sind Hypothyreose, Pneumonitis, Hyperthyreose und Kolitis. Zudem kann sich eine Autoimmunerkrankung unter einer Krebsimmuntherapie verschlechtern. Wie Krüger betonte, ist es essenziell, dass sowohl der Patient selbst als auch weitere Ansprechpartner wie der Hausarzt über die Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor und über mögliche Nebenwirkungen und deren Warnzeichen informiert sind, um sie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Anne Benckendorff
Satellitensymposium „Gegenwart und Zukunft der Krebsimmuntherapie beim NSCLC“ im Rahmen des 59. Kongresses der DGP am 16.03.2018 in Dresden, unterstützt von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.