Bei der Behandlung lokal fortgeschrittener und metastasierter Kopf-Hals-Tumoren deutet sich mit der Immunonkologie eine neue therapeutische Ära an. Vielversprechend erscheint u. a. die kombinierte Behandlung aus Checkpoint-Inhibition und Strahlentherapie – neben Synergien gibt es Hinweise auf abskopale Effekte.
Die Checkpoint-Interferenz ist beim fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich (HNSCC) auf verschiedenen therapeutischen Ebenen sinnvoll und möglich, erläuterte Prof. Thomas Hoffmann, Ulm. In der palliativen Situation habe sie sich bereits als neue Standardoption beim rezidivierten, mit Platin vorbehandelten HNSCC durchgesetzt.
Auch im frühen Setting vielversprechend
Doch auch im frühen, potenziell kurativen Setting ist die Checkpoint-Inhibition laut Hoffmann vielversprechend: Erste Daten zum neoadjuvanten Einsatz von Pembrolizumab (Keytruda®) bei HNSCC zeigen hohe Ansprechraten, ohne die Operabilität der Patienten zu beeinträchtigen. Als Kombinationspartner der primären Radiochemotherapie (RCT) erreichte Pembrolizumab in einer Phase-I/II-Studie bei 78% der Patienten mit HNSCC im Stadium III/IVB komplette und bei 15% partielle Remissionen. Das Therapiekonzept wird jetzt in der Phase-III-Studie KEYNOTE-412 weiter validiert, so Hoffmann.
Synergien mit Bestrahlung nutzen
Die Kombination aus Strahlentherapie und Checkpoint-Inhibition habe großes Potenzial, ergänzte Prof. Rainer Fietkau, Erlangen. „Lange Zeit gingen wir davon aus, dass die Strahlentherapie eine DNA-Schädigung induziert und die Zelle abstirbt. Doch das ist nicht der Fall“, so Fietkau. Vielmehr kann die Strahlentherapie offenbar immunmodulierende Effekte induzieren. So rege sie die Tumorzelle zur Expression verschiedener Liganden und Rezeptoren an. Darüber hinaus beeinflusse sie die Tumorumgebung.
Um Synergien zwischen Bestrahlung und Checkpoint-Inhibition optimal zu nutzen, bedürfe es eines individuell abgestimmten Therapiekonzepts, so Fietkau. Das Zeitmanagement – Abstand zwischen Radiatio und Checkpoint-Inhibition – sei dabei ein entscheidender Faktor. Zudem sei die Strahlendosis wichtig: Je nach Dosis würden unterschiedliche Effekte erzielt. Checkpoint-Inhibition und Strahlentherapie scheinen sich am besten zu ergänzen, wenn der Checkpoint-Inhibitor gegeben wird, sobald die durch die Bestrahlung aktivierten Immunzellen in das Tumorgewebe eingewandert sind.
Fietkau bestätigte die kombinierte Behandlung aus Checkpoint-Inhibitor und RCT beim lokal fortgeschrittenen HNSCC als sinnvolles Konzept. Erste klinische Daten zeigten keine erhöhte Toxizität gegenüber der alleinigen RCT. Weiter stehe der abskopale Effekt im Fokus klinischer Studien (z. B. KEYNOTE-717 beim metastasierten HNSCC). Die Patienten erhalten Pembrolizumab mit oder ohne Bestrahlung, wobei nur eine von zwei Tumorläsionen zusätzlich bestrahlt wird. Zudem geht es darum, ob die kombinierte Behandlung die Prognose der Patienten gegenüber Pembrolizumab alleine verbessert.
Birgit-Kristin Pohlmann
Satellitensymposium „HNSCC: Perspektiven der Immunonkologie“ beim 33. Deutschen Krebskongress am 23.02.2018 in Berlin, unterstützt von MSD Sharpe & Dohme, Haar bei München.