Petra Eiden
Immunonkologische Therapieprinzipien sind bei unterschiedlichen Krebsarten ähnlich. Das gilt etwa für den PD-1-Inhibitor Nivolumab beim Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom (SCCHN) und beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC). Bei einem Satellitensymposium beim Deutschen Krebskongress wurden aktuelle Daten und neue Entwicklungen in beiden Indikationen vorgestellt.
Neue Entwicklungen bei SCCHN umfassen laut PD Dr. Sebastian Ochsenreither, Berlin, die Stratifizierung von Patienten und den früheren Einsatz der Immuntherapie. Nivolumab (Opdivo®) ist hier, basierend auf der Studie CheckMate-141 [1], indiziert zur Monotherapie bei Progression während oder nach platinbasierter Therapie. Als aktuelle Herausforderungen nannte Ochsenreither eine teils verzögert auftretende Immuntoxizität und den schnellen Progress bei einigen Patienten; aktuell versucht man daher, prädiktive Biomarker für ein gutes Ansprechen zu identifizieren.
Zudem wird die Immuntherapie derzeit im rezidivierten/metastasierten Stadium in der Erstlinie untersucht. Einer Post-hoc-Analyse der CheckMate-141-Daten zufolge hatte Nivolumab bei Patienten, die die Platin-Therapie adjuvant oder kurativ erhalten hatten, das mediane Gesamtüberleben (OS) gegenüber der Vergleichstherapie von 3,3 auf 7,7 Monate verlängert (Hazard Ratio 0,56, p = 0,0048; [2]). Weitere Studien zur Erstlinientherapie von rezidivierten/metastasierten SCCHN laufen, darunter CheckMate-651, in der die Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab (Yervoy®) mit Cetuximab/Platin/5-FU verglichen wird.
Nivolumab beim NSCLC
Zu den aktuellen Fragestellungen beim NSCLC zählen ebenfalls prädiktive Biomarker, die sinnvolle Dauer der Immuntherapie und Kombinationen. Nivolumab ist hier, basierend auf den Studien CheckMate-017 und -057, zugelassen zur Monotherapie im lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium nach vorheriger Chemotherapie. Da in diesen Studien ein Teil der Patienten mehr als drei Jahre überlebt hatte, wird laut Prof. Dr. Christian Grohé, Berlin, zunehmend diskutiert, wie lange man die Therapie fortführen sollte. In einer aktuellen Auswertung der CheckMate-153-Daten war eine kontinuierliche Nivolumab-Therapie einer einjährigen beim progressionsfreien Überleben (PFS) deutlich überlegen (HR 0,42; [3]).
In CheckMate-227 konnte jetzt zudem erstmals gezeigt werden, dass in der Erstlinie bei NSCLC-Patienten mit hoher Tumormutationslast (TMB) die Kombination Nivolumab/Ipilimumab ein besseres PFS erzielte als eine Chemotherapie [4] – unabhängig von der PD-L1-Expression, die ebenso wie die TMB als potenzieller prädiktiver Biomarker für das Ansprechen auf PD-1-Inhibitoren untersucht wird. Grohé sieht bei der Kombination den Vorteil, dass sie keine Chemotherapie enthält. Derzeit laufen mehrere weitere Kombinationsstudien mit Nivolumab beim Lungenkarzinom.
Satellitensymposium „Neues aus der Immunonkologie bei Lungen- und Kopf-Hals-Tumoren“ anlässlich des 33. Deutschen Krebskongresses am 22.02.2018 in Berlin, unterstützt von Bristol-Myers Squibb, München.