Annette Junker
Die Zulassung des PD-L1-Inhibitors Atezolizumab (Tecentriq®) im September 2017 steht exemplarisch für den Beginn einer neuen Ära in der Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinoms (mUC). So überlebten Patienten, die Atezolizumab als Erstlinientherapie erhielten, median fast 16 Monate – und damit deutlich länger als üblicherweise unter einer Chemotherapie. Der Stellenwert von Atezolizumab für die Behandlung des mUC stand im Mittelpunkt eines Satellitensymposiums beim diesjährigen Deutschen Krebskongress.
Atezolizumab als Monotherapie ist zugelassen zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinoms (UC) nach vorheriger platinhaltiger Chemotherapie oder bei Patienten, die für eine Cisplatin-Therapie als ungeeignet gelten. Die Zulassung für die Erstlinie basiert auf den Resultaten der Phase-II-Studie IMvigor210. In Kohorte 1 erhielten Patienten, die für eine Cisplatin-basierte Chemotherapie nicht geeignet waren, Atezolizumab als Erstlinientherapie. Fast jeder vierte Patient (23%) sprach darauf an. Insgesamt erreichten die Patienten unter Atezolizumab ein medianes Gesamtüberleben (OS) von 15,9 Monaten [1]. „Dieses Ergebnis ist klinisch absolut relevant“, betonte Prof. Kurt Miller, Berlin. „Wir erzielten mit den verfügbaren Chemotherapien nicht ansatzweise solche Überlebenszeiten. Wir sehen zudem, dass Patienten, die ansprechen, noch deutlich länger von der Therapie profitieren.“ Auch Patienten, die Atezolizumab erst in der Zweitlinie oder noch später erhalten, profitieren noch: Selbst nach starker Vorbehandlung sprechen noch 20% langfristig an [2]. Insgesamt wurde Atezolizumab gut vertragen.
Die nächste Generation von Checkpoint-Inhibitoren
Atezolizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der gezielt das auf Tumorzellen und tumorinfiltrierenden Immunzellen exprimierte Protein PD-L1 blockiert und so die T-Zell-Antwort reaktiviert. Als Vertreter der nächsten Generation von Checkpoint-Inhibitoren blockiert es sowohl die Interaktion von PD-L1 mit PD-1 als auch mit B7.1. Die duale Signal-Blockade mit dem PD-L1-Antikörper setzt in Tumor und Lymphknoten an: Im Tumor reaktiviert Atezolizumab die T-Zell-Antwort, in den Lymphknoten kann die Bildung zytotoxischer T-Zellen verstärkt werden. Anders als die PD-1-Blockade lässt die PD-L1-Blockade mit Atezolizumab die PD-1/PD-L2-Interaktion intakt, wodurch möglicherweise das Risiko für Autoimmunreaktionen reduziert werden kann. Im Rahmen eines umfassenden Studienprogrammes wird Atezolizumab bei verschiedenen Krebsarten untersucht. Zahlreiche Phase-III-Studien laufen bereits, teilweise auch als Kombinationstherapien mit konventioneller Chemotherapie, zielgerichteten Therapien und anderen Immuntherapeutika.
Satellitensymposium „Weitergedacht in der Krebsimmuntherapie urogenitaler Tumoren“ im Rahmen des 33. Deutschen Krebskongresses am 23.02.2018 in Berlin, unterstützt durch Roche AG, Grenzach-Wyhlen.