Im Dezember 2017 hat sich das Therapiespektrum für erwachsene Patienten mit CD30-positivem kutanem T-Zell-Lymphom (CTCL) nach mindestens einer vorangegangenen systemischen Behandlung um das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab Vedotin (Adcetris®) erweitert. Das ist die dritte Indikation für Brentuximab Vedotin nach dem Hodgkin-Lymphom und dem systemischen anaplastischen großzelligen Lymphom (sALCL). Die Zulassungserweiterung basiert auf der Phase-III-Studie ALCANZA [1].
In fortgeschrittenen Stadien eines CTCL ist meist eine systemische Therapie indiziert [2]. Bei den aktuellen systemischen Therapien liegen die objektiven Ansprechraten (ORR) bei 30–40%, und die Remissionen halten median weniger als vier Monate lang an. In Zusammenarbeit von Zulassungsbehörden und Lymphom-Experten wurde daher ein neuer Endpunkt entwickelt [1]: ORR4 bezeichnet den Anteil der Patienten, die auf die Therapie ansprechen und bei denen dieses Ansprechen über mindestens vier Monate andauert. „Eine Ansprechdauer von vier Monaten oder länger ist für Patienten mit CTCL klinisch relevant“, so PD Dr. Chalid Assaf, Krefeld. Das Ansprechen wird hierbei mit dem Global Response Score (GRS) bestimmt, der eine unabhängige Erfassung der Hautbeteiligung mittels Modified Severity Weight Assessment Tool (mSWAT), die radiologische Beurteilung von Lymphknoten und inneren Organen und eine Blutuntersuchung auf zirkulierende Sézary-Zellen umfasst. Die ORR4 berücksichtigt ein partielles oder komplettes Ansprechen nach dem GRS nur bei einer Dauer von mindestens vier Monaten [1].
Zulassungsstudie: Signifikante Verbesserungen in untersuchten Endpunkten
In der internationalen Phase-III-Studie ALCANZA erhielten 131 Patienen mit CD30-positivem, primär kutanem anaplastischem großzelligem Lymphom (pcALCL) oder Mycosis fungoides (MF) entweder Brentuximab Vedotin in einer Dosierung von 1,8 mg/kg i. v. alle drei Wochen für bis zu 16 Zyklen oder eine Standardtherapie mit Methotrexat oder Bexaroten. Den primären Endpunkt ORR4 erreichten 56,3% der mit Brentuximab Vedotin behandelten Patienten und damit mehr als viermal so viele wie im Kontrollarm (12,5%). „Äußerlich zeigten sich die Verbesserungen unter anderem in einer gut sichtbaren Reduktion der Hautsymptome, was auch mit einer Verbesserung der Lebensqualität einherging“, so Assaf (Abb.).
Signifikante Verbesserungen erzielten die Patienten auch in den untersuchten sekundären Endpunkten komplettes Ansprechen, progressionsfreies Überleben und symptombedingte Belastung. Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen gehörte eine periphere Neuropathie, die sich aber bis zur letzten Untersuchung bei 82% der Betroffenen gebessert oder ganz zurückgebildet hatte.
Zielgerichteter Wirkmechanismus bei CD30-positivem CTCL
Die Wirkung von Brentuximab Vedotin bei einigen CTCL-Entitäten beruht auf deren Expression des Oberflächenproteins CD30 (beim pcALCL und bei lymphomatoider Papulose (LyP) auf mehr als 70%, bei MF und Sézary Syndrom auf 10–15% aller Zellen). „Die ALCANZA-Studie hat die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit CTCL beträchtlich erweitert“, so das Fazit von Assaf. „Wir haben nun eine neue Behandlungsoption für erwachsene Patienten mit CD30-positivem CTCL, bei denen eine vorangegangene Therapie nicht oder nur zeitlich begrenzt angesprochen hat.“
Josef Gulden