Das Merkelzellkarzinom (MCC) ist eine seltene Hautkrebs-Form, die sich durch besondere Aggressivität auszeichnet. Der PD-L1-Antikörper Avelumab ist in Europa die erste speziell für das metastasierte Stadium dieses Karzinoms zugelassene systemische Therapie.
Mit einer Inzidenz von 0,2–0,4 pro 100.000 Einwohner gehört das MCC zu den seltenen Krebsarten. Die Häufigkeit dieser Form von Hautkrebs scheint aber in letzter Zeit deutlich zuzunehmen, sagte Prof. Dr. Ralf Gutzmer von der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Grund könnte sein, dass das MCC vor allem eine Erkrankung des höheren Alters ist. Die Patienten sind bei Diagnosestellung im Mittel 76 Jahre alt, zwei Drittel der Betroffenen sind Männer.
Als wichtige Risikofaktoren gelten die UV-Exposition, was das häufigere Auftreten in Ländern wie Australien und den bevorzugten Befall lichtexponierter Areale erklärt sowie Polyomavirus-Infektionen. Immunsuppression stellt einen zusätzlichen Risikofaktor dar.
Das klinische Bild ist durch schmerzfreie, rötlich-violette Knoten vor allem im Bereich von lichtexponierten Arealen der Gesichtshaut und der Extremitäten gekennzeichnet. Häufig sind bei Erstdiagnose schon die regionalen Lymphknoten oder auch andere Organe befallen; dann besteht auch nach anfangs erfolgreicher Behandlung ein hohes Rezidivrisiko. Dies erklärt die schlechte Prognose mit niedrigen 5-Jahres-Überlebensraten. Die Primärversorgung besteht in einer operativen Resektion der Knoten mit ausreichendem Sicherheitsabstand, die bei Befall des Sentinel-Lymphknotens durch eine komplette Lymphknotendissektion ergänzt wird.
Avelumab zur Therapie des metastasierten MCC zugelassen
Beim metastasierten MCC (mMCC) gab es lange Zeit kaum effektive Therapieoptionen. Seit September 2017 ist mit dem gegen das PD-L1-Immuncheckpoint-Molekül gerichteten Inhibitor Avelumab (Bavencio®) erstmals eine Therapie für das mMCC zugelassen, wie Dr. Michael Fluck von der Fachklinik Hornheide in Münster berichtete. Grundlage der Zulassung war eine offene, multizentrische Phase-II-Studie (JAVELIN Merkel 200), die zwei Kohorten umfasste.
Die erste Kohorte bildeten 88 immunkompetente Patienten mit mMCC, die bereits mit einer Chemotherapie vorbehandelt waren. Insgesamt sprachen 33% dieser Patienten auf die Avelumab-Therapie an – bei 11,4% wurde eine komplette und bei 21,6% eine partielle Remission beobachtet. Bei den Respondern hielt das Ansprechen meist lange an – bei 72% mindestens zwölf Monate. Das progressionsfreie Überleben (PFS) lag nach sechs Monaten bei 40% und nach zwölf Monaten bei 29% – bei im Allgemeinen guter Verträglichkeit. [1]
In einer zweiten Kohorte werden zurzeit Patienten mit mMCC ohne systemische Vortherapie untersucht. Bei den ersten ausgewerteten 29 Patienten lag die Ansprechrate mit 62,1% noch deutlich höher, 13,8% erreichten einen Voll- und 48,9% eine Teilremission [2], so Dr. Fluck. Dies könne dafür sprechen, die Therapie bereits in der Erstlinie einzusetzen.Maria Weiß
1. Kaufmann H et al. Avelumab in patients with chemotherapy-refractory metastatic Merkel cell carcinoma: A multicentre, single-group, open-label, phase 2 trial. Lancet Oncol 2016; 17: 1374-85.
2. D’Angelo SP et al. First-line (1L) avelumab treatment in patients (pts) with metastatic Merkel cell carcinoma (mMCC): Preliminary data from an ongoing study. J Clin Oncol 2017; 35 (Suppl 15): ASCO 2017, Abstract #9530.
Satellitensymposium „Die Bedeutung der Großen Koalition für die Diagnose und Therapie seltener Tumorentitäten“ anlässlich des 33. Deutschen Krebskongresses 2018 am 23.02.2018 in Berlin, unterstützt von Merck/Pfizer.