Katharina Arnheim
Die Optionen in der Zweitlinientherapie des fortgeschrittenen Magenkarzinoms haben sich erheblich erweitert. Hohe Effektivität besitzt insbesondere das Regime aus Ramucirumab und Paclitaxel, das sich auch positiv auf die Lebensqualität auswirkt.
In der Zweit- und Drittlinientherapie des fortgeschrittenen Magenkarzinoms wurden in den letzten Jahren erhebliche Verbesserungen erreicht: „Wie auch bei anderen Tumoren führen sequenziell eingesetzte Optionen zu einer spürbaren Prognoseverbesserung unserer Patienten“, kommentierte Prof. Dr. Salah-Eddin Al-Batran, Frankfurt. So haben drei randomisierte Studien klargemacht, dass der Einsatz von Irinotecan oder Taxanen in der zweiten Linie zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) um median 1,5 Monate führt.
Mittlerweile steht mit dem gegen den VEGF-Rezeptor vom Typ 2 gerichteten monoklonalen Antikörper Ramucirumab (Cyramza®) auch eine zielgerichtete Therapie beim fortgeschrittenen Magenkarzinom zur Verfügung. In der RAINBOW-Studie führte die Kombination aus Paclitaxel plus Ramucirumab bei vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenen Karzinomen des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs im Vergleich zu Paclitaxel plus Plazebo zu einer signifikanten Verlängerung des Gesamtüberlebens als primärem Endpunkt um gut zwei Monate (9,6 vs. 7,4 Monate; Hazard Ratio 0,81; p = 0,017). „Dieser Unterschied ist für eine Zweitlinientherapie beachtlich“, kommentierte Al-Batran. Auch das progressionsfreie Überleben (PFS) wurde durch die Zugabe von Ramucirumab signifikant verbessert (4,4 vs. 2,9 Monate; HR 0,635; p < 0,0001). Bei Ansprechen und Tumorkontrollrate erwies sich die Ramucirumab-Doublette ebenfalls als signifikant überlegen (28% vs. 16%; p < 0,0001 bzw. 80% vs. 64%; p < 0,0001). Damit überzeugte Ramucirumab in Kombination mit Paclitaxel bei den verschiedenen Wirksamkeitsparametern durch einen konsistenten additiven Effekt.
Häufigste Nebenwirkungen unter der kombinierten Therapie waren Fatigue und meist passagere Neutropenien; febrile Neutropenien traten nicht auf. Hauptnebenwirkung von Ramucirumab ist mit einer Rate von 25% die Hypertonie (Grad 3: 14,7%), die Al-Batran als Klasseneffekt der Anti-VEGF-Therapie bezeichnete. Sie ist jedoch gut kontrollierbar; allerdings ist ein enges Blutdruck-Monitoring unverzichtbar. Aufgrund des günstigen Nutzen-Risiko-Profils konnte für die Kombination Paclitaxel/Ramucirumab zudem ein günstiger Effekt auf die Lebensqualität mit einem längeren Erhalt des ECOG-Performance-Status und einem längeren Intervall bis zur Verschlechterung des Gesundheitsstatus belegt werden.
Zudem ist Ramucirumab in der Zweitlinie auch als Monotherapie effektiv, berichtete Al-Batran. Das zeigt die
REGARD-Studie, in der Ramucirumab zusätzlich zur Supportivtherapie mit der alleinigen Supportivtherapie verglichen wurde: In der Phase-III-Studie verlängerte sich das Gesamtüberleben von nur 3,8 Monaten im Kontrollarm auf 5,2 Monate mit Ramucirumab (HR 0,776; p = 0,0473). Die Ramucirumab-Monotherapie wird in Deutschland allerdings seltener eingesetzt. Hierzulande ist die Doublette Paclitaxel/Ramucirumab bei fitten Patienten Standard in der Zweitlinientherapie, betonte Al-Batran.
Als neue Option hat sich der PD-1-Inhibitor Nivolumab bei intensiv vorbehandelten Patienten nach mindestens zwei Vortherapien bewährt, mit dem in dieser Situation eine Überlebensverlängerung um gut einen Monat erreicht wird. Studien in der zweiten Therapielinie mit PD-1-Blockern gingen jedoch negativ aus, bedauerte Al-Batran: Im Vergleich zur Chemotherapie erwiesen sich diese Substanzen als nicht überlegen.
Pressegespräch im Rahmen des ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium (ASCO-GI) 2018 am 18.01.2018 in San Francisco, veranstaltet von Eli Lilly.