Roland Fath
Für Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom (RRMM) haben sich Proteasom-Inhibitoren (PI) bewährt: Bei Einsatz von Ixazomib bietet sich sogar die Möglichkeit einer rein oralen Kombinationstherapie – für viele Patienten ein sehr relevantes Kriterium.
Proteasom-Hemmer können das Gesamtüberleben von Patienten mit RRMM deutlich verbessern, berichtete Dr. Hans Salwender, Hamburg. Die Daten sind von Substanz zu Substanz etwas unterschiedlich. In der großen Phase-III-Studie TOURMALINE-MM1 zu Ixazomib (Ninlaro®), das bei erwachsenen Patienten mit mindestens einer Vortherapie oral und in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (IRd) eingesetzt werden kann, wurde das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) im Vergleich zu Rd allein um rund sechs Monate verlängert (20,6 vs. 14,7 Monate) und das Risiko für Progression oder Tod um 35% reduziert (Hazard Ratio 0,65; [1]). In allen Subgruppen, u. a. bei älteren Patienten, solchen mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung und mit zytogenetischer Hochrisiko-Konstellation wurde das PFS zumindest tendenziell verlängert. Beim Gesamtüberleben wurde bisher noch in keinem der beiden Arme der Medianwert erreicht.
Mehr als drei Viertel der vorbehandelten Patienten sprachen auf das Ixazomib-haltige orale Dreifach-Regime an, mit zunehmender Zahl der Therapiezyklen vertiefte sich das Ansprechen. Dies spreche dafür, einen vorzeitigen Therapieabbruch wegen „langsamen Ansprechens“ möglichst zu vermeiden und die Behandlung bis zum Progress fortzuführen, so Salwender. Die Lebensqualität war in beiden Armen ähnlich, was die gute Verträglichkeit von Ixazomib verdeutlicht. „Probleme mit Polyneuropathien unter Proteasom-Hemmern sind geringer geworden“, sagte Salwender. In TOURMALINE-MM1 entwickelten jeweils 2% der Patienten in der Ixazomib- und in der Plazebo-Gruppe Neuropathien vom Grad ≥ 3.
Erfahrungen aus der klinischen Praxis in den USA weisen auf eine bessere Akzeptanz einer Dreifachtherapie mit oralem Proteasom-Inhibitor hin. Die Wahrscheinlichkeit eines Therapieabbruchs war unter Bortezomib- und Carfilzomib-haltigen Regimes um rund 40% höher als unter IRd, allerdings waren diese Unterschiede nicht signifikant [2]. Zu berücksichtigen ist bei dem indirekten Vergleich allerdings auch: Patienten der IRd-Gruppe waren im Mittel älter, wurden in späteren Linien behandelt und hatten seltener CRAB-Symptome (Hyperkalzämie, Niereninsuffizienz, Anämie, Knochenbeteiligung).
Für die Therapiepräferenz von Patienten mit RRMM ist die Möglichkeit einer oralen Therapie ein wichtiges Kriterium. Das ergab eine telefonische Befragung von 84 Patienten mit RRMM durch Ingress-Health Wismar/IPAM e. V. [3]. Für die hypothetische Entscheidung für eine spezifische Therapie war die Häufigkeit von Arztbesuchen so wichtig wie die Wirksamkeit der Therapie, berichtete Professor Dr. Thomas Wilke, Gesundheitsökonom aus Wismar. Am wenigsten relevant wurden Nebenwirkungen beurteilt.
Post-ASH-Pressekonferenz „rezidiviertes oder/und refraktäres Multiples Myelom“ am 20.12.2017 in Hamburg, veranstaltet von Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin.