In der Erstlinientherapie des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) werden derzeit interessante neue Kombinationsregimes geprüft. Erste positive Daten gibt es bereits zu einem Vierer-Regime mit Carboplatin/Paclitaxel plus Bevacizumab und Atezolizumab.
„Die Behandlung des metastasierten NSCLC verändert sich zurzeit in atemberaubendem Tempo“, konstatierte Prof. Dr. Thomas Wehler, München. So spielt heute nach der zielgerichteten Therapie auch die Checkpoint-Blockade eine wichtige Rolle bei diesem Tumor. Entsprechend entwickelt sich auch die Biomarker-Diagnostik rasant weiter: Neben der PD-L1-Expression wird mittlerweile die Mutationslast des Tumors als weiterer Differenzierungsmarker zur Selektion von Patienten zur Immuntherapie in zahlreichen Studien evaluiert. Hier ebenso wie bei der Mikrosatelliten-Instabilität wird man verlässliche Schwellenwerte definieren müssen.
Dass die Mutationslast interessant ist, wird in der POPLAR-Studie zur Zweitlinientherapie des NSCLC mit Atezolizumab (Tecentriq®) versus Docetaxel deutlich: Patienten mit hoher Mutationslast (≥ 16 Mutationen/MB) profitierten vom PD-L1-Inhibitor mit einer deutlichen Verbesserung des progressionsfreien (PFS) wiwe des Gesamtüberlebens (OS) im Vergleich zu Patienten mit geringerer Mutationslast. „Multifaktorielle Biomarker-Panel haben vermutlich höheren prädiktiven Wert als Einzelmarker“, so Wehler.
In der Erstlinientherapie des metastasierten NSCLC werden zurzeit unterschiedliche Kombinationstherapien in zahlreichen Studien geprüft. Als Konzepte nannte Wehler die Kombination von PD-(L)1-Inhibitoren mit Anti-CTLA4-Blockern, mit einer Chemotherapie oder mit Chemotherapie plus Bevacizumab (Avastin®). Rationale für die kombinierte Gabe von Zytostatika und Checkpoint-Blockern ist die vermehrte Freisetzung von Neo-Epitopen aus den chemotherapeutisch zerstörten Tumorzellen, sodass diese besser durch Immunzellen erkannt werden. Die zusätzliche Gabe eines Angiogenesehemmers wirkt immunmodulatorisch: Die Vaskularisierung und die Infiltration von T-Zellen in das Tumorgewebe werden verstärkt, erläuterte Wehler. Dieses Konzept hat in der IMpower-150-Studie bereits positive Daten geliefert: Die 3-armige Studie verglich Carboplatin/Paclitaxel (CP) plus Bevacizumab (Kontrollarm) mit der Tripeltherapie CP plus Atezolizumab (Arm A) und dem Viererregime CP/Bevacizumab/Atezolizumab (Arm B). In allen drei Armen schloss sich eine Erhaltungstherapie mit Bevacizumab (Kontrollarm), Atezolizumab (Arm A) oder Atezolizumab plus Bevacizumab (Arm B) an. Das PFS verlängerte sich von median 6,8 Monaten im Kontrollarm auf 8,3 Monate in Arm B mit der Quadrupeltherapie (HR 0,617; p < 0,0001). Die 1-Jahres-Rate des PFS wurde mehr als verdoppelt (37% vs. 18%). Besonders stark profitierten Patienten mit ausgeprägten Lebermetastasen und hoher PD-L1-Expression. Doch auch Patienten mit geringerer PD-L1-Expression hatten einen deutlichen Nutzen von dem Viererregime. Das OS ist laut Wehler derzeit noch nicht abschließend zu bewerten. Doch zeigt sich auch hier ein deutlicher Vorteil von knapp fünf Monaten zugunsten von Arm B (14,4 vs. 19,2 Monate; HR 0,775; p = 0,0262).
Katharina Arnheim
Satellitensymposium „Perspektiven verändern für Patienten mit Lungenkrebs“ im Rahmen des 33. Deutschen Krebskongresses am 23.02.2018 in Berlin, unterstützt von Roche AG, Grenzach-Wyhlen.