Adelheid Weßling
Im Jahr 2011 wurde Abirateronacetat (AA, Zytiga®) von der European Medicine Agency (EMA) für Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) zugelassen, deren Erkrankung während oder nach Chemotherapie progredient verläuft. AA wird in Kombination mit Prednison oder Prednisolon verabreicht. 2012 folgte eine erste Indikationserweiterung auf Patienten, die keine oder milde Symptome aufweisen und für die nach einem Versagen der Androgen-Deprivationstherapie (ADT) noch keine Chemotherapie indiziert ist. Im November 2017 nun erteilte die EMA die Zulassung zur Behandlung eines neu diagnostizierten, metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC) mit hohem Progressionsrisiko.
Die LATITUDE-Studie brachte den Nachweis, dass AA auch beim Hochrisiko-mHSPC zu besseren Ergebnissen führt, d. h. wenn mindestens zwei von drei Risikofaktoren vorliegen (Gleason-Score ≥ 8, ≥ 3 Knochenmetastasen, ≥ 1 viszerale Metastase in MRT oder CT). An der doppelblinden, randomisierten Phase-III-Studie nahmen knapp 1.200 Patienten mit innerhalb der vergangenen drei Monate neu diagnostiziertem Hochrisiko-mHSPC teil. Eine schon begonnene ADT oder eine Orchiektomie mit oder ohne Anti-Androgentherapie war erlaubt. Geprüft wurde die Gabe von AA 1.000 mg plus Prednison 5 mg/d plus ADT gegen ADT plus Plazebos.
Die Zwischenauswertung zeigte eine signifikant längere Überlebensdauer unter AA. Unter ADT plus Plazebo war die Hälfte der Patienten nach 34,7 Monaten verstorben, während etwa 70% der AA-Patienten noch lebten, davon jeder zweite 33 Monate lang ohne radiografisch nachweisbare Progression. Unter ADT plus Plazebo lag der Medianwert dafür bei 14,8 Monaten. Ebenfalls positiv wirkte sich die neue Therapie auf die sekundären Endpunkte aus, d. h. es gab signifikante Verbesserungen auch bei Schmerzprogress, PSA-Progress, skelettbezogenen Ereignissen, Zeit bis zur nächsten Chemotherapie bzw. Folgetherapie des Prostatakarzinoms.
AA gilt als allgemein gut verträglich. Verum-Patienten litten insbesondere häufiger unter Bluthochdruck (37% vs. 22%) und Hypokaliämie (20% vs. 4%). Andere unerwünschte Ereignisse waren in beiden Armen etwa gleich häufig (Fatigue, Hyperglykämie, Rücken- und Knochenschmerzen). Die positiven Zwischenergebnisse der LATITUDE-Studie führten zur vorzeitigen Entblindung, um den Patienten im Plazeboarm einen Therapiewechsel zu ermöglichen.
Im November 2017 erteilte die EMA die Indikationserweiterung für AA mit Prednison oder Prednisolon zur Behandlung eines neu diagnostizierten Hochrisiko-mHSPC, und die Ergebnisse schlagen sich auch bereits in den Leitlinien nieder: Zum Beispiel empfiehlt die European Society for Medical Oncolgy (ESMO) bereits seit September 2017, ADT plus Abirateron/Prednison in der Erstlinienbehandlung des mHSPC in Betracht zu ziehen.
Fachpressekonferenz „Zytiga®: Zulassung in drei Indikationen beim metastasierten Prostatakarzinom“ am 19.01.2018 in Neuss, veranstaltet von Janssen-Cilag, Neuss.