Annette Junker
Der Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) Lenvatinib ist seit Mai 2015 zur Behandlung von Erwachsenen mit progredienten, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten differenzierten Schilddrüsenkarzinomen, die nicht auf eine Radiojodtherapie angesprochen haben (rrDTC), zugelassen. Seither ist Lenvatinib zum Erstlinienstandard bei diesen Tumoren geworden. Über ihre Erfahrungen mit diesem TKI diskutierten Experten während des 33. Deutschen Krebskongresses in Berlin.
Seit der Ersteinführung von TKIs vor mehr als 15 Jahren haben diese immer mehr einen festen Stellenwert in der Behandlung sowohl von hämatologischen Erkrankungen als auch von soliden Tumoren. Lenvatinib (Lenvima®) ist ein oraler Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor, der gleichzeitig die Aktivität von Rezeptoren für den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR), den Fibroblasten-Wachstumsfaktor (FGFR), den Thrombozyten-Wachstumsfaktor (PDGFR) sowie die der Wachstumsfaktor-Rezeptoren RET und KIT inhibiert. Außerdem verfügt Lenvatinib über den neuen, sogenannten Typ-V-Bindungsmodus, der es von anderen TKI unterscheidet. Dadurch kommt es zu einer schnellen und sehr wirksamen Inhibition.
Die Zulassung beruht auf der Phase-III-Studie SELECT, in der das progressionsfreie Überleben (PFS) von Patienten mit rrDTC im Vergleich zu Plazebo von 3,6 auf 18,3 Monate verlängert werden konnte (Hazard Ratio 0,21; p < 0,0001). Die Gesamtansprechrate war von 1,5% auf 64,8% gesteigert worden [1]. Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen aller Grade unter Lenvatinib gehören Hypertonie, Diarrhö und Fatigue. Höhere Schweregrade dieser Nebenwirkungen sind aber selten; falls sie auftreten, können sie gut durch medizinische Interventionen, Dosismodifikationen und gegebenenfalls eine Therapieunterbrechung gemildert werden.
Gute Wirkung auch beim Nierenzellkarzinom und beim hepatozellulären Karzinom (HCC)
Als Kisplyx® ist Lenvatinib darüber hinaus in Kombination mit Everolimus zur Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom nach einer Therapie mit einem VEGF-Inhibitor zugelassen. Die Zulassung erfolgte aufgrund einer Studie, in der die Kombination im Vergleich zu Everolimus allein das PFS von 5,5 auf 14,6 Monate (p = 0,0005) verlängert hatte [2]. In der REFLECT-Studie [3] wurde Lenvatinib in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen HCC mit Sorafenib verglichen. Aufgrund des statistisch signifikant längeren PFS im Lenvatinib-Arm (7,4 vs. 3,7 Monate, p < 0,00001) wurde jetzt auch die Zulassung von Lenvatinib für die Erstlinientherapie des HCC beantragt.
Lunch-Symposium „Lenvatinib bewegt die Onkologie“ im Rahmen des Deutschen Krebskongresses am 21.02.2018 in Berlin, unterstützt von Eisai GmbH, Frankfurt/Main.