Als Meilenstein in der Behandlung des Multiplen Myeloms bezeichnete Prof. Martin Gramatzki, Kiel, das Prinzip der Proteasom-Inhibition, denn das Proteasom sei „die Achillesferse des Myeloms“. Wirkstoffe wie der irreversible, spezifische und hochselektive Proteasom-Inhibitor Carfilzomib (Kyprolis®) führten zu einer Ansammlung von DRiPs (degraded defective ribosomal products) in der Plasmazelle, die letztlich die Apoptose auslösten. In der ENDEAVOR-Studie, in der die Proteasom-Inhibitoren Carfilzomib und Bortezomib verglichen wurden, habe sich eine signifikante Überlegenheit von Carfilzomib im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben (PFS, 18,7 vs. 9,4 Monate), das Gesamtüberleben (OS, 47,6 vs. 40,0 Monate) und das tiefe Ansprechen gezeigt (13 vs. 6 %; [1]). Zudem waren Polyneuropathien unter Carfilzomib deutlich seltener. Carfilzomib kann zusammen mit Dexamethason (Kd) oder als Triplett gemeinsam mit Lenalidomid und Dexamethason (KRd) eingesetzt werden. Auch Hochrisikopatienten profitierten von der zusätzlichen Gabe des Proteasom-Inhibitors, betonte Gramatzki [2].
Die ITP ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Thrombozyten im Übermaß abgebaut werden und/oder deren Neubildung gestört ist. Wie Prof. Axel Matzdorff, Schwedt, berichtete, wird die Therapie der ITP an der Schwere des Krankheitsbildes ausgerichtet. Bei deutlich reduzierter Thrombozytenzahl unter 20–30 x 106/l und erhöhter Blutungsneigung wird in der Erstlinie mit Kortikosteroiden und ggf. Immunglobulinen behandelt, wobei allerdings nur jeder dritte Patient unter der Steroidtherapie eine dauerhafte Remission erreicht [3]. Als Zweitlinientherapie erhalten die Patienten in der Regel einen Thrombo-poetinrezeptor-Agonisten (TPO-RA) wie Romiplostim (Nplate®), der die Thrombozytopoese im Knochenmark anregt.
Romiplostim ist seit rund zehn Jahren für erwachsene Patienten mit chronischer ITP, die gegenüber anderen Therapien refraktär sind, und seit Februar 2018 auch für Kinder ab einem Jahr zugelassen. Unter dem Einfluss des TPO-RA ist laut Matzdorff bei vielen Patienten ein anhaltender Anstieg der Thrombozytenzahl bei guter Verträglichkeit erreichbar [4]. Die Patienten litten deutlich seltener
unter Blutungen, müssten seltener ins Krankenhaus und zeigten eine deutliche Verbesserung der „anfangs miserablen“ Lebensqualität, so Matzdorff.
Derzeit würde in Studien evaluiert, ob bei Patienten, die gut und langfristig auf eine TPO-RA-Therapie angesprochen haben (Thrombozytenzahl > 50 x 109/l für mindestens 12 Monate), ein Absetzen der Medikation möglich sei. Laut Matzdorff deutet sich an, dass jeder dritte dieser Patienten langfristig auf den TPO-RA verzichten kann.
mCRC: erfolgreiche Deeskalation nach der Induktion
Ein Therapieziel bei der Behandlung des metastasierten kolorektalen Karzinoms (mCRC) besteht darin, eine schnelle und tiefe Tumorschrumpfung zu erreichen, weil diese mit einem längeren Überleben und einer höheren Rate an sekundären Resektionen assoziiert ist.
Wie Prof. Sebastian Stintzing, Berlin, berichtete, erhalten Patienten in gutem Allgemeinzustand zum Erreichen dieses Ziels in der Regel eine Oxaliplatin-haltige Induktionstherapie, bei Tumoren mit KRAS-Wildtyp kombiniert mit einem Anti-EGFR-Antikörper, gefolgt von einer Erhaltungstherapie. Bei der Erhaltung ist laut Stintzing eine Deeskalation in eine Oxaliplatin-freie Behandlung sinnvoll.
Vergleichbare Wirksamkeit, bessere Verträglichkeit
In der Phase-II-Studie SAPPHIRE wurden Patienten mit mCRC mit KRAS-Wildtyp entweder mit dem Anti-EGFR-Antikörper Panitumumab (Vectibix®) und dem mFOLFOX-Regime oder mit der platinfreien Kombination aus Panitumumab und 5-FU/LV behandelt. Hinsichtlich des medianen PFS und OS zeigten sich keine relevanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen, doch war die Verträglichkeit der platinfreien Behandlung deutlich besser und es traten seltener Neuropathien vom Grad 2 oder höher auf [5]. Die Kombination von 5/FU mit Panitumumab scheint dabei einer alleinigen Panitumumab-Fortführung überlegen zu sein, so Stintzing.
Claudia Schöllmann
MediaDialog „Mit Leidenschaft für Patienten: Aktuelle Perspektiven in der Onkologie“ im Umfeld der DGHO-Jahrestagung am 11.10.2019 in Berlin, veranstaltet von Amgen GmbH.