Das FL ist eine zwar gut behandelbare, aber letztlich unheilbare Erkrankung, Aus diesem Grund besteht weiterhin ein hoher medizinischer Bedarf an neuartigen Therapieoptionen, speziell im Rezidiv, die wirksam sind und gleichzeitig ein gut handhabbares Sicherheitsprofil aufweisen. Ein solches Regime wurde nun mit R2 zugelassen.
Im Kombinationsregime wirken die beiden beteiligten Partner quasi Hand in Hand. Der monoklonale Antikörper Rituximab richtet sich gegen das CD20-Antigen auf der Oberfläche von Pre-B- und reifen B-Lymphozyten. Bei der Bindung von Rituximab an CD20 wird die B-Zell-Lyse ausgelöst. Lenalidomid als immunmodulierende Substanz fördert die Anzahl und Aktivierung von T-Zellen und natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), was wiederum zur Lyse der Tumorzellen führt. Die Wirkweise der als R2 bezeichneten Kombinationstherapie von Lenalidomid plus Rituximab beruht somit auf komplementären Mechanismen, die das Immunsystem des Patienten bei der Erkennung und Bekämpfung der malignen Zellen unterstützen.
Wie Prof. Dr. Mathias Rummel, Gießen, bei der Launch-Pressekonferenz für R2 in München berichtete, basiert die Zulassung des Kombinationsregimes
primär auf den Ergebnissen der randomisierten, multizentrischen, doppelblinden Phase-III-Studie AUGMENT, in der
die Wirksamkeit und Sicherheit der R²-Kombinationstherapie im Vergleich zu
Rituximab plus Placebo bei Patienten mit vorbehandeltem FL evaluiert wurde
(n = 295) [1].
Zusätzlich wurden auch Ergebnisse der laufenden Phase-IIIb-MAGNIFY-Studie berücksichtigt, um die Sicherheit und Wirksamkeit der kombinierten Therapie aus Lenalidomid und Rituximab bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem FL zu unterstützen [2]. Diese Studie schloss auch Rituximab-refraktäre FL-Patienten ein.
Signifikante Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit
In der AUGMENT-Studie, der wichtigsten zulassungsrelevanten Studie, führte die Behandlung mit R2 zu einer signifikanten Verbesserung des medianen progressionsfreien Überlebens (PFS), des primären Studienendpunkts, gegenüber Rituximab plus Placebo. Nach einer
medianen Nachbeobachtungszeit von 29,2 Monaten betrug das mediane PFS 39,4 Monate unter R2 gegenüber 13,8 Monaten unter Rituximab/Placebo (HR 0,40; 95-%-KI 0,29-0,55; p < 0,0001). „Das ist eine enormer Vorteil zugunsten von R2,“ erklärte Rummel.
Auch hinsichtlich des Gesamtüberlebens (OS) deute sich bereits eine Überlegenheit von R2 an – mit einem 2-Jahres-OS von 95 % vs. 86 % unter Rituximab/Placebo (HR 0,45; p = 0,002).
Im Vergleich zu Placebo/Rituximab seien unter R2 zwar häufiger unerwünschte Reaktionen wie Neutropenie, Durchfall, Leukopenie, Verstopfung, Husten und Müdigkeit beobachtet worden. Diese seien allerdings für Hämatologen nicht unerwartet und vom Ausmaß her geringer als die unerwünschten Effekte, die man von einer Chemotherapie kenne. Zudem seien weder Übelkeit noch Er-brechen beobachtet worden, was für die Patienten ein großer Vorteil sei. Insgesamt sei R2 als „wichtige neue Behandlungsoption“ zu werten, so Rummels Fazit.
Auch als Bridging-Therapie geeignet
Prof. Dr. Martin Dreyling, München, bezeichnete R2 ebenfalls als „Riesenpluspunkt für die Patienten“ und betonte, dass auch Patienten mit Frührezidiven von dem chemotherapiefreien Regime profitierten. Für ältere Patienten, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation infrage kommen, sei die Kombination ebenfalls eine wichtige Option. Zudem sei R2 als Bridging-Therapie für eine Behandlung mit CAR-T-Zellen denkbar. Lediglich für transformierte Frührezidive sei die chemotherapiefreie Kombination nicht die erste Wahl.
R2 würde im Therapiealgorithmus 2020 der European Hematology Association (EHA) und der European Society for Medical Oncology (ESMO) als Behandlungsoption vor allem im ersten Rezidiv empfohlen, sagte Dreyling.
Claudia Schöllmann
Fachpressegespräch „Neue Ansätze in der Behandlung des indolenten B-Non-Hodgkin-Lymphoms: Paradigmenwechsel durch chemotherapiefreie Therapie“, am 13.12.2019 in München, veran-
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