Etwa 1–2 % der Patienten mit NSCLC weisen eine BRAF-V600-Mutation auf. Für diese Patienten empfehlen die Leitlinien die Kombinationstherapie mit dem BRAF-Inhibitor Dabrafenib (Tafinlar®) und dem MEK-Inhibitor Trametinib (Mekinist®; [1, 2]).
Retrospektiv wertete eine in diesem Jahr vorgestellte Studie die praktischen Erfahrungen mit der zielgerichteten Therapie einer BRAF-Inhibition (mit oder ohne MEK-Inhibition) anhand von Krankenakten aus Europa, Kanada und Südkorea aus [3]. Analysiert wurden Daten von 76 erwachsenen Patienten mit der Diagnose eines BRAF-mutierten metastasierten NSCLC im Zeitraum zwischen 2005 und 2016. 24 % der Patienten waren bereits bei Erstdiagnose auf den BRAF-Mutationsstatus getestet worden, 61 % vor Beginn der Erstlinientherapie, 79 % vor der Zweitlinientherapie und 85 % vor einer Drittlinientherapie. Über alle Therapielinien hinweg wurde gut die Hälfte (53 %) der Patienten mit einem BRAF-Inhibitor (mit oder ohne MEK-Inhibitor) behandelt.
Einer nicht adjustierten Analyse zufolge lag das mediane Gesamtüberleben (OS) ab Diagnose über alle Patienten hinweg bei 19,4 Monaten und war bei Behandlung mit einem BRAF-Inhibitor mit
23,4 Monaten numerisch höher als bei Patienten, die eine andere Therapie erhalten hatten (11,8 Monate). Die 3-Jahres-OS-Rate war in allen Therapielinien bei einer BRAF-gerichteten Therapie mit oder ohne MEK-Hemmung höher als bei Patienten, die keine derartige Therapie erhalten hatten. In der Erstlinie betrug die 3-Jahres-OS-Rate unter BRAF (± MEK)-Inhibition 33,9 %, in der Zweitlinie 37,5 % und in der Drittlinie 49,5 %. Ohne die Therapie lagen die Raten entsprechend bei 17,1 %, 22,9 % und 9,0 %.
Zielgerichtete Therapie first!
NSCLC mit BRAF-V600-Mutation sind meist auch PD-L1-positiv. Dr. Nikolaj Frost vom Lungenkrebszentrum der Charité in Berlin berichtete, dass dennoch die zielgerichtete Therapie in der Erstlinie der Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren vorzuziehen ist. Das zeigte die internationale multizentrische Studie MMUNOTARGET, die retrospektiv Daten von 551 Patienten auswertete, die eine Monotherapie mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor wegen eines fortgeschrittenen NSCLC erhielten und mindestens eine onkogene Treibermutation aufwiesen [4]. 43 der Patienten hatten einen Tumor mit BRAF-V600-Mutation. Eine Immuncheckpoint-Blockade erreichte eine Ansprechrate von 24 %, das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug dabei 3,1 Monate.
Die Wissenschaftler konstatieren, dass hier – wie bei Tumoren mit anderen Treibermutationen – die klinische Aktivität der Immuncheckpoint-Blockade geringer ist als die der verfügbaren zielgerichteten Therapien. Patienten mit Gen-Alterationen, für die zielgerichtete Therapien verfügbar sind, sollten daher immer zuerst diese Behandlung erhalten, bevor im weiteren Verlauf eine Immuntherapie erwogen wird.
Friederike Klein
Symposium „Novartis – Präzisionsmedizin in der Onkologie: BRAF und CAR-T“ anlässlich der DGHO-Jahrestagung am 11.10.2019 in Berlin, unterstützt von Novartis Pharma GmbH.