Der Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) folgend, hat die Europäische Kommission den Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Brigatinib (ALUNBRIG®) als eine neue Therapieoption zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit anaplastischer-Lymphomkinase-positivem, fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (ALK+ NSCLC), die zuvor mit Crizotinib behandelt wurden, zugelassen [1, 2]. Die Basis der Zulassung bilden die Ergebnisse der ALTA-Studie (ALK in Lung Cancer Trial of AP26113; [3, 4]).
Weltweit erkranken pro Jahr etwa 40.000 Patienten an einem ALK+ NSCLC [5]. Hier kommt es zu einer Translokation im Gen für die anaplastische Lymphomkinase (ALK). Diese ist bei 2–7% der Patienten mit NSCLC nachweisbar [6]. Die Betroffenen sind häufig junge Patienten (im Median 52 Jahre alt; [5]), die wenig oder nie geraucht haben [7]. Zwar haben sich mit der Analyse onkogener Signalwege und dem Einsatz zielgerichteter Therapien die Behandlungsergebnisse beim NSCLC – verglichen mit einer Chemotherapie – in den letzten Jahren grundlegend verändert [8]. Doch trotz dieser Fortschritte ist z. B. durch die Entwicklung von Resistenzen gegenüber den verfügbaren Behandlungsoptionen mit Krankheitsprogressionen zu rechnen [9–11].
Ein weiterer Fokus beim NSCLC liegt auf der ZNS-Metastasierung. Ein Teil der Patienten weist bereits bei der Erstdiagnose Hirnmetastasen auf, aber auch während einer Progression der Erkrankung kann es zur Entwicklung beziehungsweise dem Fortschreiten von zerebralen Absiedlungen kommen. Patienten mit einem ALK+ NSCLC haben daher insgesamt eine vergleichsweise schlechte Prognose [3, 12, 13]. Hier besteht weiterhin ein hoher Bedarf an neuen Therapieoptionen. Die Einführung des ALK-Inhibitors Brigatinib könnte diese Situation potenziell verbessern [3, 4, 13].
Daten der ALTA-Studie führten zur Zulassung von Brigatinib
In der laufenden, offenen Phase-II-Studie ALTA erhielten erwachsene Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem ALK+ NSCLC, die zuvor mit Crizotinib behandelt wurden, randomisiert einmal täglich oral 90 oder 180 mg Brigatinib [3]. Das mediane Alter lag bei 54 Jahren. 60% der Teilnehmer waren Nichtraucher, 39% aktuelle oder ehemalige Raucher. Ein Adenokarzinom lag bei 97% der Patienten vor, 74% hatten mindestens eine Chemotherapie erhalten. Mehr als zwei Drittel der Patienten (69%) wiesen zu Studienbeginn Hirnmetastasen auf [3].
Laut Prof. Dr. Wolfgang Schütte, Martha-Maria-Krankenhaus in Halle-Dölau, der die ALTA-Daten erläuterte, zeigte Brigatinib bei mit Crizotinib vorbehandelten erwachsenen Patienten ein effektives Ansprechen – systemisch und intrakraniell [4]. Unter dem nun zugelassenen 180-mg-Therapieschema (nach siebentägiger Einleitungsphase mit 90 mg täglich) betrug die objektive Ansprechrate (ORR) gemäß Prüfarzt-Beurteilung 56% (primärer Endpunkt; [4]). Das von einem unabhängigen Gutachterkomitee (Independent Review Committee, IRC) beurteilte systemische progressionsfreie Überleben (PFS) lag unter 180 mg/d Brigatinib bei im Median 16,7 Monaten [4]. Das durch die Prüfärzte beurteilte mediane Gesamtüberleben (OS) im 180-mg-Therapieschema erreichte annähernd drei Jahre (34,1 Monate). Hinsichtlich des ZNS zeigten 67% der Patienten mit zu Beginn messbaren Hirnmetastasen (n = 18) ein intrakranielles Ansprechen gemäß IRC-Beurteilung [4].
Zudem war der Einsatz von Brigatinib mit einem beherrschbaren Sicherheitsprofil assoziiert [3, 4]. „Brigatinib ist eine wirksame und gut verträgliche Therapieerweiterung“, fasste Schütte zusammen. Vor der Initiierung einer Therapie mit Brigatinib sollte der ALK-Status des Tumors mit einem validierten Test bestimmt werden [1, 2].Bettina Baierl