Der in der Primäranalyse bereits berichtete hochsignifikante Vorteil einer Erstlinientherapie mit Obinutuzumab (Gazyvaro®) gegenüber Rituximab (MabThera®), jeweils in Kombination mit Chemotherapie (G-Chemo bzw. R-Chemo), hat sich auch nach fast fünf Jahren (median 57,3 Monate) bestätigt: Das belegen aktuelle Daten der GALLIUM-Studie [1] bei 1.200 nicht vorbehandelten Patienten mit follikulärem Lymphom oder Mantelzell-Lymphom und großen Tumormassen. Die Überlegenheit von Obinutuzumab betrifft sowohl das progressionsfreie Überleben (Hazard Ratio 0,73, p = 0,0034) als auch die Zeit bis zur nächsten Behandlung. Diese war unter Obinutuzumab signifikant um etwa 3,5 Jahre verlängert.
„Das ist in meinen Augen ein echter Zugewinn für die Patienten“, wertete Prof. Wolfgang Hiddemann, München-Großhadern, diese Daten. Zugleich unterstrichen die Ergebnisse die Bedeutung der minimalen Resterkrankung (MRD) für die Prognose: Die MRD-Analyse in GALLIUM ergab am Ende der Induktionsphase einen um etwa acht Prozentpunkte höheren Anteil MRD-negativer Patienten (negatives PCR-Signal) unter G-Chemo im Vergleich zu R-Chemo. MRD-Negativität führte nach den aktuellen Befunden jedoch zu deutlich erhöhter Wahrscheinlichkeit eines progressionsfreien Überlebens (PFS), so Hiddemann weiter.
Zwar hatten MRD-negative Patienten unabhängig vom Antikörper eine hohe PFS-Wahrscheinlichkeit, jedoch war das PFS bei MRD-positiven Patienten unter G-Chemo deutlich besser. „Es sieht nach diesen Daten so aus, als ob Obinutuzumab den schlechten prognostischen Impact einer MRD-Positivität überwinden könnte“, betonte Hiddemann. Das sei ein weiterer Beleg für die bessere Wirkung von Obinutuzumab im Vergleich zu Rituximab auch nach diesem langen Zeitraum. Hinzu komme als weiterer Befund, dass ein Progress in den ersten 24 Monaten (POD24) nach Studienbeginn die Prognose deutlich verschlechterte. In GALLIUM hatten unter R-Chemo 16% der Patienten einen POD24, unter
G-Chemo dagegen nur 9%. „Das Risiko für einen frühen Progress der Erkrankung wurde durch Obinutuzumab um 46% reduziert, also fast halbiert“, so Hiddemann. Patienten, die am Ende der Induktionsphase (EOI) noch MRD-positiv waren, hatten im Vergleich zu MRD-negativen Patienten ein deutlich höheres Progressionsrisiko. Eine bei EOI erreichte MRD-Negativität blieb bei der Mehrzahl der Patienten auch während der Erhaltungstherapie bestehen. Patienten im G-Chemo-Arm, die beim EOI noch MRD-positiv waren, wurden im Laufe der Erhaltungstherapie zu 92% MRD-negativ, in der R-Chemo-Gruppe war dies nur bei 78% der Fall. Nach neuen Daten scheine der MRD-Status am Ende der Induktion darüber hinaus auch für das Gesamtüberleben von Bedeutung zu sein, sagte Hiddemann.
Dass keine deutlichen Unterschiede zwischen beiden Gruppen beim Gesamtüberleben nachweisbar waren, überraschte Hiddemann indes nicht. Die Lebenserwartung von FL-Patienten entspreche per se nahezu jener der Normalbevölkerung. Schwere Nebenwirkungen wie Neutropenien, Infektionen, Thrombozytopenien und Sekundärtumoren traten unter Obinutuzumab geringfügig häufiger auf, tödliche Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen mit je 4% jedoch gleichermaßen selten. Die Lebensqualität nahm unter beiden Therapien im Behandlungsverlauf vergleichbar zu. Für den Onkologen besteht in der Summe kein Zweifel daran, „dass die Obinutuzumab-basierte Chemotherapie mit Erhaltungstherapie einer Rituximab-basierten Chemotherapie überlegen ist.“ Damit sieht er einen neuen Standard in der Primärtherapie follikulärer Lymphome etabliert.
Andreas Häckel
Pressekonferenz „ASH 2018: Highlights zur Therapie von Lymphomen und Hämophilie“ am 12.12.2018 in Frankfurt am Main, veranstaltet von Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.