Für Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem kutanem Plattenepithelkarzinom (cSCC), die weder operativ noch mit einer Strahlentherapie behandelt werden können, besteht ein hoher Bedarf an therapeutischen Optionen, denn die bislang verfügbaren Chemo- und EGFR-Inhibitor-Therapien sind in dieser Situation nicht sehr wirksam. Daher ruht große Hoffnung auf dem
PD-1-Antikörper Cemiplimab.
Das cSCC gehört zur Gruppe der nicht-melanozytären Hauttumoren und ist nach dem Basalzellkarzinom die zweithäufigste unter diesen Entitäten. Dies erläuterte Dr. Claas Ulrich, Leiter des Hauttumorzentrums an der Charité Berlin. Die Exzision ist Therapie der ersten Wahl; gelingt diese nicht komplett, so sollte postoperativ eine Strahlentherapie durchgeführt werden. Für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung oder Metastasierung, die nicht operiert werden können, bleiben bislang nur eine belastende Polychemotherapie mit Cisplatin und 5-Fluorouracil und bei Nichtansprechen der EGFR-Inhibitor Cetuximab als Therapieoptionen. Insgesamt sei die Wirksamkeit dieser Medikamente eher gering, sagte Ulrich. In Deutschland erhielten 59% der Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen cSCC nach der Diagnose keine und nur drei Patienten eine systemische Therapie, zitierte Claas die Daten der nicht-interventionellen Studie der Dermatologic Cooperative Oncology Group (DeCOG), in der 190 Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen (n = 76) oder metastasierten cSCC (n = 114) erfasst wurden [1].
„Für das inoperable, lokal fortgeschrittene cSCC brauchen wir neue Therapieoptionen“, sagte Dr. Michael Fluck, Chefarzt und Koordinator des Hauttumorzentrums Hornheide-Münster. Das Problem ist die begrenzte Ansprechdauer und damit die begrenzte Wirksamkeit der verfügbaren Therapien, erläuterte Fluck. Daher kann der PD-1-Inhibitor Cemiplimab (REGN2810), der in den USA Ende September 2018 zugelassen wurde, als großer Fortschritt bezeichnet werden. Drei Fakten sprechen für die Immuntherapie beim kutanen Plattenepithelkarzinom, wie Fluck erläuterte: Das CSCC weist die höchste Mutationslast im Krebsgenom-Atlas auf, die Immunsuppression ist ein bedeutsamer Risikofaktor beim cSCC, und eine hohe PD-L1-Expression im Tumor korreliert mit einem hohen Metastasierungsrisiko.
Auf dem ASCO-Kongress 2018 wurden erstmals Phase-II-Ergebnisse für die erste von drei Kohorten der EMPOWER-CSCC1-Studie (NCT02760498) mit Cemiplimab vorgestellt [2]. Diese erste Kohorte umfasst 59 Patienten mit metastasiertem cSCC. Unter der Cemiplimab-Therapie (3 mg/kg alle zwei Wochen für bis zu 48 Wochen) wurde eine Komplettremission bei 6,8% und eine partielle Remission bei 40,7% der Patienten erzielt. Die geschätzte 1-Jahres-Rate für das progressionsfreie Überleben beträgt 52,5%, die Schätzung für die 1-Jahres-Rate bezüglich des Gesamtüberlebens liegt bei 80,6%. Die Verträglichkeit des PD-1-In hibitors war gut und die Nebenwirkungen entsprachen dem bekannten Spektrum bei Checkpoint-Inhibitoren. Dabei sprachen sowohl Patienten mit als auch ohne Vortherapie auf Cemiplimab an.
Damit zeigt Cemiplimab eine substanzielle klinische Aktivität bei Patienten sowohl mit lokal fortgeschrittenem als auch mit metastasiertem kutanem Plattenepithelkarzinom, fasste Fluck zusammen. Zu betonen ist auch das akzeptable Sicherheitsprofil, da es sich bei den Patienten häufig um ältere und komorbide Patienten handelt. Die Zulassung von Cemiplimab bei fortgeschrittenem cSCC ist bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur beantragt.
Carola Göring