Das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL), mit annähernd 40% der häufigste Lymphom-Subtyp, verläuft sehr aggressiv und führt unbehandelt meist binnen Wochen bis Monaten zum Tod. Die Chemoimmuntherapie mit Rituximab plus Chemotherapie (R-CHOP) als Standard führt jedoch nur bei rund 70% der Patienten zu einer Heilung. Speziell für Patienten mit refraktärer oder rezidivierter Erkrankung, die aufgrund von Alter oder Begleiterkrankungen für eine Stammzelltransplantation nicht infrage kommen, sind daher wegen ihrer schlechten Prognose Alternativen gefragt, zumal eine erfolglose Rituximab-Vorbehandlung ihre Prognose deutlich verschlechtert. Für das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Polatuzumab Vedotin liegen nun erste Daten vor, die Grund zum Optimismus geben.
Ansätze zur Verbesserung dieser Therapie blieben bislang erfolglos, und Patienten, die auf den Standard nicht ansprechen oder frühe Rezidive erleiden, blieb als Option nur die autologe Stammzelltransplantation (ASCT) nach einer Hochdosis-Chemotherapie. Daher besteht ein dringender Bedarf an neuen Therapieansätzen, betonte Prof. Georg Lenz, Münster. Er verwies in diesem Zusammenhang auf vielversprechende Daten zum Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Polatuzumab Vedotin.
Bei diesem ADC ist der humanisierte monoklonale Anti-CD79b-Antikörper über ein Peptid mit dem Mitose-Hemmstoff Monomethyl Auristatin E (MMAE) verbunden. Nach Bindung des Antikörpers an maligne B-Zellen über das dort stark exprimierte CD79b-Protein wird MMAE selektiv in die Zellen eingeschleust. Über eine Hemmung der Mikrotubuli-Polymerisation wird dann die Apoptose induziert.
Bereits als Monosubstanz habe sich das ADC bei refraktärem DLBCL mit einem medianen PFS von etwa sechs Monaten als „wirksamste Therapie, die wir kennen“, erwiesen, betonte Lenz. Bisherige Daten weisen überdies darauf hin, dass das ADC bei allen DLBCL-Subtypen (ABC, GCB) wirkt, unabhängig von deren unterschiedlicher Biologie. Eine aktuelle, beim ASH-Kongress 2018 präsentierte kleine Phase-Ib/II-Studie [1] hat die Wirkung von Polatuzumab plus Bendamustin/Rituximab (Pola-BR) sowie Polatuzumab plus Bendamustin/Obinutuzumab (Pola-BG) bei Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem DLBCL ohne Transplantationsmöglichkeit untersucht. Abgesehen von einer gering erhöhten Rate an Neutropenien, Thrombozytopenien und Anämien fand sich keine zusätzliche Toxizität im Vergleich zu BR, so Lenz und ergänzte: „Das sind Dinge, die uns in der täglichen Praxis als Hämatologen eigentlich keine Probleme machen.“
Die Patienten in der Pola-BR-Kohorte sprachen zu 50% auf die Therapie an, mit einer medianen Dauer der Response um die 30 Monate. Ein so langfristiges Ansprechen werde bei DLBCL-Patienten ohne ASCT sonst nicht beobachtet.
Progressionsfreies und Gesamtüberleben waren unter Pola-BR signifikant besser als unter BR alleine. Dies betraf insbesondere die ABC-Subgruppe der DLBCL mit ihrer besonders schlechten Prognose. Aber auch bei GCB-DLBCL war zumindest das Gesamtüberleben unter Pola-BG im Vergleich zu BG deutlich verbessert.
Abschließend wies Lenz auf die derzeit laufende internationale POLARIX-Studie hin. In dieser randomisierten Doppelblindstudie bei nicht-vorbehandelten DLBCL-Patienten wird Polatuzumab Vedotin in Kombination mit Rituximab/CHP (wobei das ebenso wie Polatuzumab Neuropathien induzierende Vincristin weggelassen wird) verglichen mit der Kombination R-CHOP. Auf sechs Zyklen der Prüfmedikation folgen jeweils zwei Zyklen mit Rituximab.