Die Immuncheckpoint-Inhibition hat einen hohen Stellenwert in der Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) erreicht und wird sowohl als Monotherapie, in Kombination mit Chemotherapie oder in Kombination mit weiteren Checkpoint-Inhibitoren in der Erstlinientherapie untersucht. Bei einem Satellitensymposium im Rahmen des ESMO-Kongresses 2018 wurden diverse Fragen zum Umgang mit dem neuen Standard diskutiert.
Marina C. Garassino, Fondazione IRCCS, Mailand, gab einen Überblick über relevante Studiendaten, u. a. mit Pembrolizumab (Keytruda®). In der Studie KEYNOTE-024 wurde im Erstlinien-Setting bei metastasierter Erkrankung (PD-L1 TPS ≥ 50%) eine Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) von median 14,2 auf 30,0 Monate unter Pembrolizumab gegenüber einer Chemotherapie gezeigt (Hazard Ratio 0,63; p = 0,002; [1]). Auch in der KEYNOTE-042-Studie beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten
NSCLC mit PD-L1 TPS ≥ 50% verlängerte Pembrolizumab das mediane OS von 12,2 auf 20,0 Monate (HR 0,69; p = 0,0003; [2]). Die KEYNOTE-189-Studie untersuchte die Kombination von Pembrolizumab und Chemotherapie bei therapienaivem
NSCLC [3]: Es wurde eine 51%ige Reduktion des Sterberisikos über alle PD-L1-Expressions-Niveaus berichtet (p < 0,0001).
Ein wichtiges Thema in der modernen Tumortherapie ist die Suche nach prädiktiven Biomarkern. Beim fortgeschrittenen NSCLC sei die PD-L1-Testung bereits eine Standardprozedur der initialen Laboruntersuchung, bemerkte Corey J. Langer, University of Pennsylvania, Philadelphia. Bei hoher PD-L1-Expression sei Pembrolizumab die bevorzugte Therapie. Die Tumormutationslast (TMB) sei prädiktiv für den klinischen Therapievorteil mit Nivolumab plus Ipilimumab und werde möglicherweise am besten bei einer PD-L1-Expression < 1% verwendet. Da es sich bei der TMB im Gegensatz zu PD-L1 nicht um die Zielstruktur der Therapie handele, könne TMB nur ein Surrogat-Parameter sein. Die therapeutische Entscheidung werde letztendlich aus den Informationen multipler Biomarker getroffen.
Der nächste Schritt für die Immuncheckpoint-Inhibitoren wird die Therapie in frühen Erkrankungsstadien sein, sagte Giorgio V. Scagliotti, Universität Turin. Mit der neoadjuvanten Therapie können signifikante pathologische Remissionen induziert werden. Es bleibe zu zeigen, dass sich diese auch in ein verbessertes krankheitsfreies und Gesamtüberleben übersetzen lassen. Große Studien zur neoadjuvanten und adjuvanten Therapie werden durchgeführt, und auch die Synergie zwischen Immuncheckpoint-Inhibitoren und Radiotherapie wird untersucht. Zirkulierende Tumor-DNA könnte ein vielversprechendes Werkzeug für das Tumor-Monitoring werden, sei aber derzeit noch nicht reif für die Praxis, so Scagliotti.
Ine Schmale
Satellitensymposium „Setting a new standard of care in advanced lung cancer“ im Rahmen des Jahreskongresses der European Society for Medical Oncology (ESMO) am 20.10.2018 in München, unterstützt von MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar b. München.