Seit einigen Jahren wird gezielt nach Biomarkern für die Patientenselektion zur Therapieoptimierung gesucht, auch für immunonkologische Therapien. Hier scheinen allerdings die Biomarker bei diversen Entitäten einen unterschiedlichen Stellenwert zu haben, wie bei einem Satellitensymposium im Rahmen des ESMO-Kongresses 2018 diskutiert wurde.
Die Expression von PD-L1 auf Tumor- und/oder Immunzellen wird seit Längerem als Biomarker diskutiert. Ein Vergleich der Ergebnisse ebenso wie die Anwendung in der Praxis werden durch die fehlende Harmonisierung der unterschiedlichen Testsysteme erschwert, so Prof. Manfred Dietel, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Maßnahmen zur Verbesserung dieses Zustandes werden von der Deutschen Gesellschaft für Pathologie unter Federführung der QuIP (Quality in Pathology) derzeit durchgeführt. Vor allem beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) scheint die höhere PD-L1-Expression mit höheren Ansprechraten einherzugehen. Die Therapieentscheidung auf Basis des PD-L1-Status bleibt dennoch eine Herausforderung, da mit Nivolumab (Opdivo®) auch ein Therapievorteil bei Patienten mit negativem PD-L1-Status gezeigt werden konnte [1].
Ein weiterer potenzieller prädiktiver Marker, den Dietel vorstellte, ist die Mikrosatelliten-Instabilität (MSI). Tumoren mit hoher MSI (MSI-H) oder solche mit fehlerhaften Mismatch-Reparatur-Genen (dMMR) zeigen hohe Ansprechraten gegenüber Nivolumab mit oder ohne Ipilimumab (Yervoy®) in der zweiten oder in späteren Therapielinien beim Kolorektalkarzinom. Laut Ergebnissen der Phase-II-Studie CheckMate-142 wurde ein Ansprechen bei 32% der Patienten im Nivolumab-Monotherapiearm und bei 49% unter der Kombinationstherapie mit Nivolumab plus Ipilimumab beobachtet [2]. In den USA ist MSI-H/dMMR der erste immunonkologische Biomarker, mit dem eine Zulassung unabhängig von der Tumorentität ausgesprochen wurde.
Auch die Tumormutationslast (TMB) – die Anzahl somatischer Mutationen im Tumorgenom – kann prädiktiv sein, wie Prof. Frank Griesinger, Oldenburg, darlegte. Bereits parallel zum Aufkommen der ersten Immuntherapien wurde gezeigt, dass Melanom, Lungentumoren und das Harnblasenkarzinom zu den Tumorentitäten mit der höchsten TMB gehören [3]. Beim Urothelkarzinom scheint laut CheckMate-275-Studie auch innerhalb der Entität eine Assoziation zwischen Mutationslast und Ansprechraten auf Nivolumab zu bestehen [4]. 11% der Patienten mit niedriger TMB, 17% mit mittlerer TMB und 32% derer mit hoher TMB sprachen in der zweiten oder einer späteren Therapielinie auf die Therapie an.
Ine Schmale
Satellitensymposium „Precision Immuno-Oncology: Driving Patient Selection and Clinical Care Through Biomarker Testing“ im Rahmen der Jahrestagung der European Society of Medical Oncology (ESMO) am 22.10.2018 in München, unterstützt von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München.