Bei fortgeschrittenen Lungenkarzinomen geben neue Phase-III-Daten zur Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren in Kombination mit Chemotherapie Anlass zur Hoffnung. Auch bisherige „Problem“-Patienten mit Treibermutationen und Progress unter zielgerichteter Therapie oder mit kleinzelligem Lungenkarzinom können profitieren.
Für Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und aktivierenden Treibermutationen wie EGFR-Mutationen oder ALK-Translokationen gibt es heute zielgerichtete Therapien mit Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs). Was aber, wenn es darunter zur Progression gekommen ist oder Unverträglichkeiten aufgetreten sind?
NSCLC: Kombination von Atezolizumab, Chemotherapie und Bevacizumab
Eine Option für diese Patienten könnte in Zukunft die Kombination von Atezolizumab (Tecentriq®), Chemotherapie und Bevacizumab (Avastin®) sein, wie die Phase-III-Studie IMPower150 [1] gezeigt hat, sagte PD Dr. Florian Fuchs vom Universitätsklinikum Erlangen [1]: Hier wurden Patienten mit nicht chemotherapeutisch vorbehandeltem metastasiertem NSCLC (kein Plattenepithelkarzinom) in drei Gruppen randomisiert: Gruppe A erhielt Atezolizumab plus Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel), Gruppe B Atezolizumab, Chemotherapie plus Bevacizumab und Gruppe C nur Chemotherapie plus Bevacizumab. Nach der Chemotherapie erfolgte eine Erhaltungstherapie mit Atezolizumab (A), Atezolizumab + Bevacizumab (B) oder Bevacizumab (C). EGFR- und ALK-Mutationen waren hier keine Ausschlusskriterien, wenn es unter vorhergehender TKI-Therapie zu Progress oder Unverträglichkeiten gekommen war.
Das Ergebnis: Unter der Vierfach-Kombination (Gruppe B) lebten die Patienten im Mittel 4,5 Monate länger als in Gruppe C (Chemotherapie + Bevacizumab: median 19,2 vs. 14,7 Monate; p = 0,02). Besonders profitierten dabei Patienten mit Lebermetasten (13,2 vs. 9,1 Monate) und mit TKIs vorbehandelte Patienten mit EGFR- oder ALK-Mutation. Dies ist besonders erfreulich, da gerade hier die Prognose schlecht ist, sagte Fuchs.
Positive Ergebnisse beim SCLC
Ein weiteres Sorgenkind unter den Lungentumoren ist das fortgeschrittene kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC), bei dem über Jahrzehnte keine neuen Therapien angeboten werden konnten. Jetzt zeigte die Phase-III-Studie IMPower133 zum ersten Mal einen deutlichen Therapieerfolg [2]: Unbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem SCLC erhielten hier entweder Atezolizumab plus Chemotherapie (Carboplatin plus Etoposid) mit nachfolgender Atezolizumab-Erhaltung oder die alleinige Chemotherapie.
Unter der Kombination zeigte sich eine signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens (12,3 vs. 10,3 Monate; p = 0,0069), und mehr als die Hälfte der Patienten (51,7%) war nach einem Jahr noch am Leben (vs. 38,2% unter Chemotherapie). Auch der Anteil progressionsfreier Patienten nach einem Jahr war mehr als verdoppelt (12,6% vs. 5,4%).
Maria Weiß
Satellitensymposium „Perspektiven in der Onkologie“ beim 15. AIO-Herbstkongress am 16.11.2018 in Berlin, unterstützt von Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.