Präzisionsmedizin: Aspekte der immunonkologischen Therapie beim Lungenkarzinom
Die Immuntherapie des metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) gestaltet sich aufgrund der unterschiedlichen Biomarker-Ergebnisse und -Anwendungen zu einer teils verwirrenden Herausforderung. Bei einem Satellitensymposium diskutierte Martin Reck, Großhansdorf, die Evidenz aus klinischen Studien bezüglich der Therapieoptimierung mit immunonkologischen Strategien.
In der Zweitlinientherapie des NSCLC zeigte sich die Monotherapie mit Nivolumab (Opdivo®) der Chemotherapie mit Docetaxel überlegen. Für die squamöse Histologie wurde in der CheckMate-017-Studie eine 3-Jahres-Gesamtüberlebensrate von 16% versus 6% und für Nicht-Plattenepithelkarzinome in der CheckMate-057-Studie eine Rate von 18% versus 9% gezeigt [1]. Ein Ansprechen sieht man mit der Nivolumab-Therapie unabhängig vom PD-L1-Status. Da auch Therapieabbrecher von der Checkpoint-Inhibition profitieren, wurde in der CheckMate-153-Studie untersucht, ob die Dauer der Nivolumab-Therapie auf ein Jahr begrenzt werden kann [2]. Im Ergebnis war das Risiko eines Tumorprogresses bei kontinuierlicher versus zeitlich limitierter Gabe um 58% reduziert. Die Ergebnisse zum Gesamtüberleben stehen noch aus.
Für die erste Therapielinie hat sich der PD-L1-Status als prädiktiver Marker erwiesen. Während in der CheckMate-026-Studie [3], in der bei Patienten mit PD-L1-Expression ≥ 1% Nivolumab gegen Chemotherapie getestet wurde, ein vergleichbares Gesamtüberleben für beide Studienarme beobachtet wurde, konnte in der KEYNOTE-024-Studie [4] mit Pembrolizumab bei einer PD-L1-Expression von ≥ 50% ein Überlebensvorteil erreicht werden. Die Strategie, Immuntherapie und Chemotherapie zu kombinieren, ist laut ersten Ergebnissen der Studien CheckMate-227 [5] und KEYNOTE-189 [6] bei Tumoren mit nicht-squamöser Histologie vielversprechend und könnte ein neuer Standard werden. Bei Patienten mit PD-L1-Expression < 1% wurde mit Nivolumab ein medianes progressionsfreies Überleben von 5,6 versus 4,7 Monaten im Chemotherapie-Arm erreicht (Hazard Ratio 0,74; 95%-Konfidenzintervall 0,58–0,94). Nach einem Jahr waren 26% versus 14% der Patienten ohne Progress. Auf die Nivolumab-Therapie sprachen 36,7% der Patienten an, auf die Chemotherapie 23,1%.
Ebenfalls in der CheckMate-227-Studie wurde die doppelte Checkpoint-Blockade mit Nivolumab plus Ipilimumab (Yervoy®) gegen die alleinige Chemotherapie geprüft [7]. Unabhängig von der PD-L1-Expression lebten 43% der Patienten unter der Immunonkologie-Kombination wenigstens ein Jahr progressionsfrei versus 13% derer im Chemotherapie-Arm. In dieser Studie erwies sich auch die Tumormutationslast (TMB) als potenzieller prädiktiver Biomarker.
Ine Schmale
Satellitensymposium „Expanding Horizons in Lung Cancer Treatment: New Data and Emerging Biomarkers“ im Rahmen der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) am 21.10.2018 in München, unterstützt von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München.