Heute wird etwa jeder zweite Patient mit metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC) bereits mit mehr als zwei Therapielinien behandelt, wie FIRE- und TRIBE-Studie belegen [1, 2]. Daher kommt wirksamen Optionen wie der oralen Chemotherapie mit Trifluridin/Tipiracil, das seit etwas über zwei Jahren auf dem Markt ist, eine wichtige Rolle zu.
Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC) profitieren von einer leitliniengerecht durchgeführten Sequenztherapie mit einem verlängerten Überleben, betonte Prof. Thomas Seufferlein, Ulm. Neu an der im November 2017 publizierten S3-Leitlinie [3] sei unter anderem die Empfehlung, möglichst vor Beginn der Erstlinientherapie den RAS- sowie den BRAF-Mutationsstatus zu bestimmen, auch wenn das in Deutschland noch nicht erstattet wird. Weiter sei auch die Bestimmung von Mikrosatelliteninstabilität (MSI) und HER2-Amplifikation/Überexpression absolut sinnvoll.
Inzwischen gibt es auch nach der Zweitlinie mit Regorafenib und Trifluridin/Tipiracil (Lonsurf®) therapeutische Optionen. Trifluridin/Tipiracil sollte bei Patienten, welche allen verfügbaren Chemotherapien/Antikörper durchlaufen haben oder für diese nicht geeignet sind, eingesetzt werden. Diese Empfehlung beruht maßgeblich auf den Ergebnissen der RECOURSE-Studie [4]. Trifluridin/Tipiracil plus „Best Supportive Care“ (BSC) konnte hier gegenüber BSC allein das mediane Gesamtüberleben (OS) um 1,8 Monate verlängern (Hazard Ratio 0,68; p< 0,001). Das nicht mehr so gut verfügbare Regorafenib hingegen erhält nur ein „kann in oben beschriebener Patientengruppe eingesetzt werden“.
Verträgliche Therapieoption im Alltag
Wie sich die Therapie mit Trifluridin/Tipiracil zwei Jahre nach der Zulassung im Versorgungsalltag darstellt, erläuterte Dr. Thomas Winder, Feldkirch, Schweiz. Das Auftreten einer Neutropenie ist positiv assoziiert mit dem Gesamtüberleben, wie auch die RECOURSE-Studie zeigte. Auch wenn man die Therapie erst verspätet beginnt, wird dies ohne Einbußen auf das Gesamtüberleben toleriert, berichtete Winder. Gastrointestinale Toxizitäten nehmen über die Behandlungsdauer deutlich ab. Das Ansprechen auf Trifluridin/Tipiracil ist unabhängig vom Alter. Positiv ist auch, so Winder, dass über 80% der Patienten ihren ECOG-Status während der Behandlung halten können. Schließlich besitzt Trifluridin/Tipiracil ein günstiges kardiales Nebenwirkungsprofil.
Trifluridin/Tipiracil ab der dritten Therapielinie verlängert OS beim mGC
Auch beim metastasierten Magenkarzinoms (mGC) besteht hoher therapeutischer Bedarf, besonders auch in späten Therapielinien, so Prof. Sylvie Lorenzen, München. Hier könnte Trifluridin/Tipiracil zukünftig eine wichtige Rolle spielen, wie die Phase-III-Studie TAGS zeigt, die von Josep Tabernero beim diesjährigen WCGC in einem Late-Breaking Abstract vorgestellt wurden und seit Kurzem als Vollpublikation vorliegen [5]. Trifluridin/Tipiracil konnte bei Patienten mit stark vorbehandeltem metastasiertem Magenkrebs das mediane Gesamtüberleben gegenüber Plazebo signifikant verbessern (5,7 vs. 3,6 Monate; HR 0,69; p = 0,00058).
In der Doppelblindstudie wurden 507 Patienten mit nicht resezierbarem metastasiertem Adenokarzinom des Magens im Verhältnis 2 : 1 auf Trifluridin/Tipiracil plus BSC (n = 337) oder Plazebo plus BSC (n = 170) randomisiert. Die Patienten hatten zuvor mindestens zwei Chemotherapien erhalten und waren radiologisch progredient.
Das mediane Gesamtüberleben, der primäre Endpunkt, war in der Trifluridin/Tipiracil-Gruppe mit 5,7 Monaten deutlich länger als in der Plazebogruppe mit 3,6 Monaten (HR 0,69; p = 0,00058). Nach einem Jahr lebten noch 21% der Patienten im Verum-, verglichen mit 13% im Plazeboarm. Das mediane progressionsfreie Überleben, einer der sekundären Endpunkte, betrug 2,0 gegenüber 1,8 Monaten (HR 0,57; p < 0,0001). Dabei war die Behandlung gut verträglich: Schwerwiegende Nebenwirkungen waren gleich häufig in beiden Armen (43% vs. 42%).
Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 betrafen 79% der mit Trifluridin/Tipiracil und 57% der mit Plazebo behandelten Patienten. Am häufigsten waren Neutropenie (34%) und Anämie (19%) in der Verum-, in der Plazebogruppe Bauchschmerzen (9%) und allgemeine Verschlechterung der körperlichen Gesundheit (10%). In jedem Therapiearm gab es einen behandlungsbedingten Todesfall. Das Fazit der Autoren lautet, dass Trifluridin/Tipiracil das Gesamtüberleben im Vergleich zu Plazebo signifikant verbessert habe und in dieser stark vorbehandelten Population mit fortgeschrittenem Magenkrebs gut vertragen wird.
Carola Göring
Satellitensymposium „Fokus GI-Tumore – Standards und Perspektiven“ im Rahmen des DGHO-Kongresses am 28.09.2018 in Wien, unterstützt von Servier Deutschland GmbH, München.