Sekundäre Immundefekte im Rahmen einer Chemotherapie und ein hohes Infektionsrisiko sind bei vielen Krebspatienten ein relevantes Problem. Eine Prophylaxe mit Antibiotika oder Fungiziden wird in der Regel nur für Hochrisiko-Gruppen empfohlen, eine Alternative bei Patienten mit symptomatischem IgG-Mangel und einer Infektneigung ist eine intravenöse IgG-Substitutionstherapie (IVIG).
Neue, beim DGHO-Kongress 2018 vorgestellte Daten einer prospektiven Längsschnittstudie bei 106 Patienten aus onkologischen Schwerpunktpraxen bestätigen, dass IVIG die Häufigkeit von Infektionen verringern und die Lebensqualität verbessern können. Eingeschlossen wurden in die Studie nicht nur Patienten mit sekundärem, sondern auch mit symptomatischem primärem IgG-Mangel, im Median 65 Jahre alt, berichtete Prof. Rudolf Weide, Koblenz. Bei 26% lag ein primäres Antikörpermangel-Syndrom vor, bei 71% ein sekundärer Antikörpermangel, in der Regel in Verbindung mit einem lymphatischen Malignom (chronisch-lymphatische Leukämie 25%, multiples Myelom 16%, follikuläres Lymphom 5%). 43% der Patienten mit sekundärem Antikörpermangel hatten eine immunsuppressive Therapie erhalten, meistens mit Kortikosteroiden oder Rituximab. Die Indikation für eine IgG-Substitution wurde entsprechend den IgG-Serumspiegeln in Verbindung mit einer entsprechenden Infekt-Symptomatik gestellt.
Behandelt wurden die Patienten alle vier Wochen mit Privigen® in einer Dosis von 25–30 g. Das Ziel sollten IgG-Serumspiegel von 7 bis 10 g/l sein, es gebe keine Evidenz für einen besonderen Nutzen von Werten über 10 g/l, sagte Prof. Matthias Rummel, Gießen. Vor Beginn der Substitutionstherapie und im weiteren Verlauf sechsmal im Abstand von etwa zwei Monaten wurden die IgG-Serumspiegel gemessen und die Patienten zu ihrem Befinden befragt.
Die IgG-Werte erhöhten sich im Studienverlauf von im Median 5 g/l zu Beginn (ohne Myelom-Patienten) auf median 7,71 g/l. Parallel dazu nahmen die Zahl der Infekte (von im Mittel 1,3 auf 0,3) und die Zahl der Antibiotika-pflichtigen Infekte (von 1,8 auf 0,7) deutlich ab, berichtete Weide. Während sich bei den körperlichen Beschwerden und dem psychischen Befinden im Verlauf nur leichte bis wenige Veränderungen zeigten, stieg unter der IgG-Substitutionstherapie die Zufriedenheit und Lebensqualität der Behandelten. Es wurde allerdings bei fast allen Parametern nicht das Niveau einer altersadaptierten gesunden Kontrollgruppe erreicht, so Weide.
Eine Antibiotika-Prophylaxe wird bei hämatologischen und onkologischen Patienten zur Vermeidung febriler Episoden und Infektionen bisher nur bei hohem Infektionsrisiko empfohlen. Die neue Leitlinie der AGIHO (AG Infektionen in der Hämatologie und Onkologie), die kurz vor der Veröffentlichung steht, fasst den Status quo der Datenlage zusammen. Zu bedenken sei aber, dass es viele neue Therapeutika gibt, deren Einfluss auf das Infektionsrisiko noch unklar sei, sagte Prof. Jörg Janne Vehreschild, Köln. Empfohlen wird eine Prophylaxe vor allem bei Patienten mit Neutropenien, bevorzugt eingesetzt werden sollten Fluorchinolone, z. B. Cotrimoxazol/Trimethoprim. Auch für eine Pneumocystis-Prophylaxe gibt es nur in klar definierten Hochrisiko-Gruppen (akute lymphatische Leukämie, allogene Stammzelltransplantation, Langzeit-Steroidtherapie) positive Evidenz.
Satelliten-Symposium „Länger und besser leben– Supportivtherapie optimieren“ im Rahmen des DGHO-Kongresses am 28.09.2018 in Wien, unterstützt von CSL Behring GmbH, Marburg.