Chemoimmuntherapien haben in der Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) und des Mantelzelllymphoms (MCL) noch einen festen Platz, doch zunehmend werden „chemo-freie“ Strategien im klinischen Alltag eingesetzt und auch in den Leitlinien empfohlen. Eine bedeutende Rolle spielen zielgerichtete Therapien etwa mit Ibrutinib (Imbruvica®).
Wie Prof. Clemens-Martin Wendtner, München, berichtete, ist die Chemoimmuntherapie derzeit noch der gültige Standard für die Erstlinienbehandlung der CLL [1]. Das verwendete Regime (z. B. FCR, BR, Chlorambucil-Obinutuzumab) werde dabei entsprechend der Fitness des Patienten eingesetzt. Für Hochrisiko-Patienten (17p-Deletion, TP53-Mutation) stellt die Behandlung mit dem BTK-Inhibitor Ibrutinib dagegen den Standard in der Erstlinie dar, betonte Wendtner. Ibrutinib könne hier laut Zulassung unabhängig von Alter, Fitness und zytogenetischem Risikoprofil der Patienten eingesetzt werden. Die jüngst präsentierten 4-Jahres-Daten der RESONATE-2-Studie haben gezeigt, dass unter Ibrutinib auch nahezu kein Unterschied im progressionsfreien Überleben zwischen Patienten mit mutiertem bzw. unmutiertem IgHV-Status auftrat [2]. Wendtner zufolge sollte insbesondere bei älteren Patienten mit unmutiertem IGHV-Status die Behandlung mit Ibrutinib erwogen werden.
Auch im Rezidiv ist Ibrutinib neben Idelalisib (plus Rituximab) laut Wendtner hoch effektiv. Beide Optionen werden in aktuellen Leitlinien empfohlen und können und sollen unter Beachtung des jeweiligen Nebenwirkungsprofils eingesetzt werden [1]. Bei Kontraindikationen gegenüber Ibrutinib in der Erstlinie oder Ibrutinib bzw. Idelalisib/Rituximab in der Zweitlinie sowie bei Patienten ohne TP53-Aberration nach Versagen einer Chemoimmuntherapie oder von Inhibitoren des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs (BCR; Ibrutinib, Idelalisib) ist auch der BCL2-Inhibitor Venetoclax zugelassen. Derzeit laufen laut Wendtner verschiedene Kombinationsstudien mit BCR-Inhibitoren wie Ibrutinib sowie der BCL-2-Inhibition mit dem Ziel, eine dauerhafte Remission der CLL zu erreichen.
Auch in der Behandlung des MCL spielt Ibrutinib eine zunehmend wichtige Rolle, sagte Prof. Martin Dreyling, München, derzeit speziell im Rezidiv. Dreyling zufolge kann laut Leitlinien im ersten Rezidiv eine Immunchemotherapie oder ein zielgerichteter Ansatz, etwa mit Ibrutinib, zum Einsatz kommen, ab dem zweiten Rezidiv wird bevorzugt eine Therapie mit Ibrutinib oder Lenalidomid empfohlen [3]. Nach einer aktuellen Metaanalyse sei Ibrutinib besonders wirksam, wenn es bereits im ersten Rezidiv eingesetzt werde [4]. Dreyling: „Man kann damit ein Überleben erreichen, das tatsächlich besser ist als das, was mit einer Chemotherapie möglich ist.“
Claudia Schöllmann
Satellitensymposium „CLL und MCL – was haben wir erreicht?“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung 2018 am 28.09.2018 in Wien, unterstützt von Janssen Cilag GmbH, Neuss.