CDK4/6-Inhibitoren haben die Therapie des Hormonrezeptor-positiven (HR+), HER2-negativen (HER2-) fortgeschrittenen Mammakarzinoms grundlegend verändert und in dieser Indikation hohe Bedeutung in den AGO-Empfehlungen [1]. In der randomisierten kontrollierten Phase-III-Studie MONALEESA-2 konnte der CDK4/6-Inhibitor Ribociclib bei postmenopausalen Patientinnen in Kombination mit dem Aromataseinhibitor Letrozol Risiko für Progression oder Tod beinahe halbieren, ohne die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu beeinträchtigen [2, 3].
Die Zulassung von CDK4/6-Inhibitoren in den letzten Jahren hat innerhalb kurzer Zeit dazu geführt, dass weniger Frauen mit HR+/HER2-, fortgeschrittenem Mammakarzinom mit Chemotherapie, dafür mehr mit endokrin-basierten Therapien einschließlich eines CDK4/6-Inhibitors behandelt werden, so Prof. Peter Fasching, Erlangen [4]. „Das zeigt, dass wir beim fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom mit konventionellen Therapieansätzen an unsere Grenzen gestoßen sind“, so Prof. Nadia Harbeck, München. Die Ergebnisse zum medianen progressionsfreien Überleben in klinischen Studien mit Chemotherapie und endokriner Monotherapie mit oder ohne CDK4/6-Inhibitoren ließen erkennen, dass man unter den neuen Behandlungsansätzen deutlich ehrgeizigere Ziele verfolgen könne.
In der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie MONALEESA-2 hatten 668 postmenopausale Frauen mit HR+, HER2- fortgeschrittenem, bisher noch nicht palliativ behandeltem Mammakarzinom den Aromatase-Inhibitor Letrozol in Kombination mit entweder dem CDK4/6-Inhibitor Ribociclib (Kisqali®) oder Plazebo erhalten. Unter der Kombination überlebten die Patientinnen median 25,3 Monate progressionsfrei, im Kontrollarm nur 16,0 Monate (Hazard Ratio 0,568; 95%-Konfidenzintervall 0,457–0,704; p = 9,63 x 10-8). Und auch beim Ansprechen, so Fasching, war der Ribociclib-Arm mit 54,5% versus 38,8 % signifikant überlegen (p = 0,000254).
Keine Einschränkung der Lebensqualität gegenüber Plazebo
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patientinnen wurde in einer Subanalyse der Studie MONALEESA-2 anhand des EORTC QLQ-C30-Fragebogens untersucht, so Prof. Sherko Kümmel, Essen. Die so bestimmte Lebensqualität blieb sowohl im Verum- als auch im Kontrollarm über den Behandlungszeitraum konstant, verschlechterte sich jedoch nach Ende der Therapie in beiden Armen rasch. Das zeige, so Kümmel, dass eine Krankheitsprogression mit einer schlechteren gesundheitsbezogenen Lebensqualität assoziiert sei, während eine Post-hoc-Analyse der MONALEESA-2-Daten belege, dass es bei Patientinnen unter Ribociclib und Letrozol, bei denen keine Progression eingetreten war, bis zur definitiven Verschlechterung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität signifikant länger gedauert habe als nach Auftreten eines Progressionsereignisses (HR 0,59;
95%-KI 0,39–0,87; p = 0,008). Eine Verzögerung der Krankheitsprogression scheint also mit einer länger anhaltenden Stabilisierung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität assoziiert zu sein.
Die Möglichkeiten in der Erstlinie haben sich deutlich verbessert
Die Verfügbarkeit von CDK4/6-Inhibitoren, so die einhellige Meinung aller Referenten, hat die Therapieoptionen von postmenopausalen Frauen mit HR+/HER2-, fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom deutlich verbessert. Die Entwicklung von Resistenzen unter solchen endokrin-basierten Therapien stelle allerdings eine Herausforderung im klinischen Alltag dar.
Josef Gulden
Pressekonferenz „1 Jahr endokrin-basierte Therapie mit Kisqali® in der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms“ im Rahmen des ESMO-Kongresses am 18.10.2018 in München, veranstaltet von Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.