Beim metastasierten Kolorektalkarzinom (mCRC) werden anti-angiogene Kombinationen nach Versagen einer Bevacizumab-haltigen Erstlinientherapie in der ESMO-Leitlinie auf hohem Niveau empfohlen, basierend u. a. auf der RAISE-Studie, in der Ramucirumab zusätzlich zur Chemotherapie progressionsfreies (PFS) und Gesamtüberleben (OS) verlängerte.
Mehrere Phase-III-Studien belegen die Effektivität einer gegen den VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) oder seinen Rezeptor (VEGFR) gerichteten Zweitlinientherapie beim mCRC: Durch die Kombination von anti-angiogener und Chemotherapie erzielt man konsistent eine signifikante Verlängerung von PFS und OS, berichtete Prof. Gerald Prager, Wien. Er stellte die Phase-III-Studie
RAISE vor, in der mCRC-Patienten mit Progress unter oder nach einer Therapie mit Bevacizumab, Oxaliplatin und Fluoropyrimidin den Anti-VEGFR-Antikörper Ramucirumab (Cyramza®) oder Plazebo plus FOLFIRI erhalten hatten. Das OS als primärer Endpunkt wurde durch die Zugabe von Ramucirumab signifikant von median nur 11,7 Monaten auf 13,3 Monate verbessert (Hazard Ratio 0,84; p = 0,0219), ebenso das PFS um 1,2 Monate (5,7 vs. 4,5 Monate; HR 0,79; p = 0,0005).
In der Zweitlinie hat sich das Anti-VEGF(R)-Konzept somit bewährt. Entsprechend empfehlen die ESMO-Leitlinien bei Patienten nach Bevacizumab-haltiger Erstlinientherapie die anschließende Behandlung mit einer anti-angiogenen Substanz wie Ramucirumab in Kombination mit FOLFIRI (Evidenzlevel I, A). „Damit handelt es sich um eine sehr starke Empfehlung der ESMO“, so Prager.
In der Zweitlinientherapie des mCRC sind zahlreiche Faktoren zu beachten, mahnte Prof. Michael Stahl, Essen – neben Molekularpathologie und Lokalisation auch Vortherapie und -toxizität, Behandlungsziel, Patientenwunsch sowie Allgemeinzustand und Symptomatik. Stahl wies darauf hin, dass die drei Zweitlinien-Studien zur anti-angiogenen Therapie zwar sehr homogene Ergebnisse lieferten, die Patientenkollektive sich aber durchaus unterschieden. So ist RAISE die einzige Untersuchung, die auch sog. „rapid progressors“ mit einem Tumorprogress bereits unter der Bevacizumab-haltigen Erstlinientherapie einschloss.
Auch in diesem Subkollektiv zeichnet sich Ramucirumab durch gute Wirksamkeit aus, wie Dr. Ursula Vogl, Wien, mit einer Kasuistik illustrierte: Die Patientin war vier Jahre nach adjuvanter Therapie rezidiviert und hatte in der Erstlinie FOLFOX plus Bevacizumab erhalten. Doch wurde bereits nach nur zwei Monaten ein Progress der hepatischen und pulmonalen Metastasen festgestellt. Damit war sie ein „rapid progressor“ und hatte laut Stahl per se eine ungünstige Prognose. Sie wurde daraufhin auf eine Zweitlinientherapie mit Ramucirumab plus FOLFIRI umgestellt, die über zwölf Zyklen verabreicht wurde und innerhalb von fünf Zyklen zu einer partiellen Remission führte. Auch nach Therapieende blieb die Patientin weitere fünf Monate stabil, sodass sich das PFS über insgesamt zwölf Monate erstreckt. Zudem bewirkte das Regime eine Verbesserung der Lebensqualität und des ECOG-Performancestatus von zuvor 2 auf 0.
Katharina Arnheim
Satellitensymposium „Unruhe im Darm. Ein Überblick zum aktuellen Stand der Therapie des metastasierten CRC“ im Rahmen der DGHO-Jahrestagung 2018 am 28.09.2018 in Wien, unterstützt von Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg.