Vor etwa einem Jahr wurde die erste und bisher einzige spezifische Therapie für das metastasierte Merkelzell-Karzinom (MCC) – der PD-L1-Antikörper Avelumab – zugelassen. Beim ADO-Kongress wurden aktuelle Daten präsentiert, die Hinweise auf einen möglichen Langzeit-Benefit der Patienten geben.
Das Merkelzell-Karzinom ist eine seltene, aggressive Neoplasie der Haut mit einer schlechten Prognose, so Prof. Ralf Gutzmer, Hannover. Etwa 80% der Fälle sind mit einer Infektion mit dem Merkelzell-Polyomavirus assoziiert [1]. Als Risikofaktoren für die Erkrankung gelten UV-Bestrahlung, höheres Lebensalter und ein geschwächtes Immunsystem [2, 3]. Bisher gibt es keinen kurativen Ansatz in fortgeschrittenen Stadien. Trotz häufigen Ansprechens auf eine Chemotherapie liegt das mediane Überleben danach bei nur etwa neun Monaten. Chemotherapien sind zudem nicht explizit für das metastasierte Merkelzell-Karzinom zugelassen.
Seit September 2017 ist Avelumab (Bavencio®) als erste und bisher einzige Monotherapie zur Behandlung erwachsener Patienten mit metastasiertem MCC zugelassen. Avelumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der spezifisch an den Programmed-Death-Liganden 1 (PD-L1) auf Tumorzellen bindet.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Avelumab machte Prof. Dirk Schadendorf, Essen, anhand der Zulassungsstudie
JAVELIN Merkel 200 deutlich. Eingeschlossen waren 88 Patienten, die an einem histologisch bestätigten metastasierten Merkelzell-Karzinom litten, das trotz Chemotherapie fortgeschritten war. Im Rahmen der Studie erhielten die Patienten alle zwei Wochen Avelumab in einer Dosierung von 10 mg/kg Körpergewicht über eine Stunde als Infusion verabreicht [4–6].
Hinweise auf Langzeitvorteile der Therapie
Eine aktuelle, vorab geplante Interimsanalyse nach zwei Jahren zeigte eine Gesamtansprechrate von 33% (95%-Konfidenzintervall 23,3–43,8%); der Anteil an Komplettremission blieb mit 11,4% im Vergleich zu vorherigen Analysen nach einem Jahr und nach 18 Monaten stabil. Bei 19 von 29 Patienten, die initial auf die Therapie angesprochen hatten, hielt dieses Ansprechen an (bei zwölf von ihnen sogar über mehr als zwei Jahre). Das dauerhafte Ansprechen führte zu stabilen Raten beim progressionsfreien Überleben: Diese lagen nach zwölf und 18 Monaten bei 29% und nach 24 Monaten bei 26%. Das mediane Gesamtüberleben lag bei 12,6 Monaten (95%-KI 7,5–17,1), und die 2-Jahres-Überlebensrate betrug 36% (50% nach zwölf und 39% nach 18 Monaten; [4–6]).
Avelumab war in der Studie gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen (≥ 15% der Patienten) waren Ermüdung, Übelkeit, Diarrhö, verminderter Appetit, Obstipation, infusionsbedingte Reaktionen, Gewichtsabnahme und Erbrechen [4–6].
Monika Walter
Satellitensymposium „1 Jahr Erfahrung mit Avelumab: PD-L1-Inhibition als neuer Standard für das Merkelzellkarzinom“ im Rahmen des Deutschen Hautkrebskongresses der Arbeitsgemeinschaft
Dermatologische Onkologie (ADO) am 14.09.2018 in Stuttgart, unterstützt von Merck KGaA, Darmstadt, und Pfizer Deutschland GmbH, Berlin.