Anlässlich des 28. Deutschen Hautkrebskongresses in Stuttgart bot eine interaktive, digital vernetzte Fallkonferenz die Gelegenheit, Melanom-Kasuistiken im Kollegenkreis und zusammen mit Experten zu erörtern.
Zu einer 37-jährigen Patientin mit einem ulzerierten, superfiziell spreitenden Melanom (0,85 mm) am rechten Unterschenkel (Stadium pT1bN1aM0, klinisches Stadium IIIA) mit positiver Sentinel-Lymphknoten(SLN)-Biopsie (1,3 mm) stellte sich eingangs die Frage: Würden Sie bei dieser Patientin eine sofortige komplette Lymphknoten-Dissektion (CLND) vornehmen?
Bei der anschließenden Diskussion sprach Dr. Peter Mohr, Buxtehude, zwei wichtige Neuerungen an, die sich aufgrund der derzeitigen Datenlage ergeben. So sprechen aktuelle Studien zum einen dafür, dass bei dieser Patientin auf eine sofortige CLND verzichtet werden kann, da diese gegenüber einer abwartenden Haltung bei einer Tumordicke von 1,2–3,5 mm und positivem SLN zu keiner Verbesserung der Mortalitätsrate nach drei Jahren führte [1]. Zum anderen steht jetzt erwachsenen Patienten im Stadium III mit nachgewiesener BRAF-V600-Mutation nach vollständiger Resektion des Melanoms eine adjuvante Behandlung mit der zielgerichteten Kombinationstherapie aus Dabrafenib (Tafinlar®) und Trametinib (Mekinist®) zur Verfügung [2, 3].
Die Zulassung für die adjuvante Behandlung basierte auf den Ergebnissen der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie COMBI-AD: Insgesamt 870 erwachsene Melanom-Patienten im Stadium III mit einer BRAF-V600E/K-Mutation ohne vorherige Tumortherapie erhielten entweder eine Kombinationstherapie mit zweimal täglich 150 mg Dabrafenib und einmal täglich Trametinib oder entsprechende Plazebos für zwölf Monate. Dabei zeigte sich das Risiko eines Tumorrezidivs unter der Kombinationstherapie signifikant um 53% gegenüber Plazebo verringert (Hazard Ratio 0,47; 95%-Konfidenzintervall 0,39–0,58; p < 0,001); der Medianwert wurde im experimentellen Arm nicht erreicht und betrug im Plazeboarm 16,6 Monate. Auch nach drei Jahren lebten sechs von zehn Patienten im Kombinationsarm rezidivfrei (58% vs. 39% im Plazeboarm; Abb. 1).