Wie Prof. Nadia Harbeck, München, darstellte, zeigten sich in der Studie NRG Oncology/NSABP B-51/RTOG 1304 keine Unterschiede beim rezidivfreien Überleben nach fünf Jahren bei operierten Patientinnen, deren positive Lymphknoten nach neoadjuvanter Chemotherapie tumorfrei waren – unabhängig von einer adjuvanten Bestrahlung der regionalen Lymphknoten [1]. Auch in der IDEA-Studie ergaben sich bei jüngeren postmenopausalen Frauen mit nodal-negativem Niedrigrisiko-Mammakarzinom vergleichbar gute Überlebenschancen durch die adjuvante endokrine Therapie mit und ohne zusätzliche Bestrahlung [2]. In der SENOMAC-Studie zeigten erste Daten zudem, dass möglicherweise auf die komplettierende axillare Lymphknotendissektion nach positiver Sentinellymphknotenbiopsie verzichtet werden kann [3]. „Es scheint Kollektive zu geben, bei denen man auf die Bestrahlung beziehungsweise auf die Axillachirurgie verzichten kann“, folgerte Harbeck. Auch der Einbezug der modernen Systemtherapie sei hierbei wichtig, betonte sie.
Beim hormonrezeptorpositiven, HER2-negativen EBC bestätigten sich in der ADAPTcycle-Studie die Ansprechraten auf die kurze präoperative endokrine Therapie mit Tamoxifen oder mit Aromatase-Inhibitoren (AI) [4]. Außerdem zeigte sich, dass bei prämenopausalen Frauen mit einer ovariellen Suppression zusätzlich zu AI endokrine Ansprechraten wie bei postmenopausalen Frauen erzielt werden können. „Das sind exzellente Daten, mit denen wir vielen Frauen die Chemotherapie ersparen können“, so Harbeck. Die zusätzliche Möglichkeit zur Feinjustierung der Systemtherapie ist für prämenopausale Frauen mit EBC, ohne befallene Lymphknoten und einem Recurrence Score (RS) von 16–25 oder bei befallenen Lymphknoten und einem RS ≤ 25 relevant. Der Einbezug des endokrinen Ansprechens bei der Entscheidung für oder wider eine adjuvante Chemotherapie wird sowohl in den Leitlinien der Kommission Mamma der AGO als auch in den Breast Cancer Pocket Guidelines 2023 der ESMO empfohlen.
Dr. Annette Junker