Die Therapie der CLL erfordert einen individuellen Ansatz, der sich an den Charakteristika der Patienten orientieren sollte. Denn bei über 60% finden sich genetische Risikofaktoren, die prognostisch relevant sind. Die Onkopedia-Leitlinie empfiehlt einen BTKi der zweiten Generation wie Acalabrutinib (Calquence®) ab der Erstlinie. Bei Patienten mit einem genetischen Risiko werden diesen Substanzen sogar präferiert. „Im klinischen Alltag sollte die Therapieentscheidung bei der CLL individuell erfolgen, wobei neben den genetischen Risikomerkmalen auch Alter, Komorbiditäten, der Allgemeinzustand auch die Wünsche des Patienten berücksichtigt werden sollten“, so Prof. Barbara Eichhorst, Köln. Die Therapie müsse wirksam, verträglich und alltagsgerecht sein.
Acalabrutinib ist der einzige BTKi der zweiten Generation, für den Langzeitdaten von bis zu fünf Jahren vorliegen. In der ELEVATE-TN-Studie bei zuvor unbehandelten Patienten zeigte sich für Acalabrutinib, eventuell in Kombination mit Obinutuzumab, ein überlegenes progressionsfreies Überleben (PFS) im Vergleich zu Chlorambucil plus Obinutuzumab. Nach einem Follow-up von circa fünf Jahren betrug die geschätzte 60-Monats-PFS-Rate für die Acalabrutinib-Kombinationstherapie 84 versus 72% für die Acalabrutinib-Monotherapie und 21% für die Chemoimmuntherapie. Bei Personen mit genetischen Risikomerkmalen lagen die 60-Monats-PFS-Raten in beiden Acalabrutinib-Gruppen bei 71%, im Chemoimmuntherapie-Arm nur bei 18% [1].
Auch die Daten zum Thema Verträglichkeit sprechen für Acalabrutinib. In Vergleichsstudien mit Ibrutinib und Zanubrutinib war das Risiko für eine arterielle Hypertonie in beiden Acalabrutinib-Gruppen signifikant niedriger. Insgesamt wiesen beide Zweitgenerations-BTKi ein günstigeres Sicherheitsprofil im Vergleich mit Ibrutinib auf. Auch war die Abbruchquote im Vergleich zu Ibrutinib unter Acalabrutinib um 31% geringer (14,7 vs. 21,3%) [2,3].
Dr. Peter Stiefelhagen