Mutationen im ESR1-Gen können sich infolge einer endokrinen Therapie entwickeln und bei bis zu 40 % der ER+/HER2– Erkrankten mit Mammakarzinom auftreten. Diese Mutation führt zu einer östrogenunabhängigen Aktivierung des Östrogenrezeptors mit Resistenz gegenüber Aromatase-Inhibitoren. Der SERD Elacestrant (Orserdu®) hingegen binde an den Östrogenrezeptor und baue diesen ab, sagte Prof. Tanja Fehm, Düsseldorf. Dadurch wird der Östrogensignalweg gehemmt.
In der EMERALD-Studie [1] wurde Elacestrant mit einer endokrinen Monotherapie nach Prüfarztwahl verglichen. Die 477 Teilnehmenden waren mit ein bis zwei endokrinen Therapielinien vorbehandelt. In der Kohorte mit ESR1-Mutation wurde mit Elacestrant ein medianes progressionsfreies Überleben (PFS) von 3,8 versus 1,9 Monaten unter der Standardtherapie erzielt. Damit verringerte sich das Risiko für Kranhkeitsprogress oder Tod um 45 %. Nach sechs Monaten lag die PFS-Rate unter Elacestrant bei 40,8 % und nach einem Jahr bei 26,8 % – in der Kontrollgruppe bei 19,1 und 8,2 %. In der gesamten Studienpopulation reduzierte sich das Risiko für eine Progression oder Tod bei Erkrankten mit zwei vorhergegangenen endokrinen Therapien gegenüber der Standardtherapie um 30 %.
Wie eine Subgruppenanalyse [2] zeigte, war die Dauer der vorangegangenen Therapie mit einem Inhibitor der Cyclin-abhängigen Kinase 4/6 (CDK4/6i) mit einem längeren PFS verbunden. Patienten mit ESR1-Mutation, die vor der Randomisierung in die EMERALD-Studie ≥ 12 Monate lang mit einem CDK4/6i behandelt worden waren, erreichten unter dem SERD ein PFS von 8,6 versus 1,9 Monaten unter der Standardbehandlung. Das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung oder für Tod verringerte sich um 59 %. Wie Fehm betonte, ist EMERALD die einzige Phase-III-Studie mit Betroffenen, die alle mit CDK4/6i vorbehandelt wurden. Weiterhin hob die Onkologin die gute Verträglichkeit der Medikation mit geringen Abbruchraten hervor.
Die Daten weisen auf die lang erwartete Chance hin, eine potenziell effektive Option als Zweit- oder Drittlinientherapie anzubieten, betonen die Studienautoren. Zudem sei dies ein weiterer Schritt hin zu einer Präzisionsmedizin für die Behandlung des ER+/HER2– Mammakarzinoms.
Dr. Ralph Hausmann